top of page
matteo-panara-5rVVqzR2hd0-unsplash.jpg

Blog Post

Suche

WENN ELTERN TÄTER SIND

In welchem Konflikt stehen Betroffene, wenn die eigenen Eltern sie sexuell missbrauchten, vergewaltigen oder wie man in letzter Zeit in der Presse des Öfteren lesen kann, sie als Sexsklave verkauften?



Jeder von uns kennt vielleicht die konfliktbelasteten Gefühle, die man als das sexuell missbrauchtes Kind bis ins Erwachsenenalter seinen Tätern - den Eltern in diesem Fall - gegenüber haben kann. Der sogenannte Täter-Opfer-Konflikt: Man weiß man muss sich trennen, schafft den Kontaktabbruch sogar und doch nagt an einem z.B. die Angst allein zu sein, Selbstverantwortung zu übernehmen, nirgendwo dazuzugehören, keinen Rückhalt im Notfall zu haben, kein Zuhause, keine gewohnten Strukturen, Angst vor Neuem und Unbekannten, finanzielle Absicherung und Abhängigkeiten usw. bis hin: Ich liebe sie doch.

Oder wenn man den Kontaktabbruch noch nicht geschafft hat: Man hat eine Art "schlechtes Gewissen", dass man seine Eltern, seine Familie doch nicht allein lassen kann, sie brauchen einen doch - man wurde darauf konditioniert die Verantwortung zu tragen und es gibt einem das Gefühl von Stärke, Gebrauchtwerden und eine Art von Macht.

Oder: es hält einen vielleicht ein Teil der Familie, der ja nichts für die Misere kann. Ein Teil dem man sich besonders verbunden, verpflicht gegenüber fühlt und der auch gern als Druckmittel seitens der Täter eingesetzt wird (zB Geschwister) läßt einen nicht gehen, obwohl man selbst nicht mehr kann oder vielleicht sogar für diesen Teil sein Leben opfert, sich dem Täter opfert, damit er den geliebten Menschen verschont.

Oder: man glaubt man bekommt die Familie schon "irgendwie" wieder hin, wenn man nur besonders offen, liebevoll und warmherzig ihnen gegenüber ist - der "Retter", der sich sein Festhalten bzw. das Festgehalten werden rationalisiert, sie lieben will und diese Sehnsucht ihn den Tod auf Raten sterben läßt.

Oder schlichtweg die Angst vor Konsequenzen, wenn man geht und die Gefahr für den / die Täter besteht derjenige könnte auspacken.

Diese Liste ist sicher noch zu verlängern und es sind nur einige, und doch in den meisten Fällen zutreffende, Beispiele. Alles sind konditionierte Mechanismen und Abhängigkeiten, die uns zur Falle werden, wollen wir uns von den Tätern bzw. der "Familie" lossagen. Es werden dabei die von Natur aus mitgegebenen Gefühle, die wir als Babys zwangsläufig mitbringen und die für uns gerade zu der Zeit überlebenswichtig sind von den Tätern / den missbrauchenden Eltern genutzt: - Bindung und Prägung auf seine Eltern (Urvertrauen) - bedingungslose Liebe und Schutz der Eltern/ Familie - dass wir als Babys/Kinder abhängig von ihnen sind - seelischer Schutzmechanismus Verdrängung

All das in Kombination mit den immer wiederkehrenden Übergriffen, läßt uns die für unser weiteres Leben so wichtigen Entwicklungs- und Stabilisierungsschritte nicht gehen. Viele Gefühle entwickeln sich in uns kaum bis gar nicht, müssen später nach der Bewusstwerdung der Ursache erst wieder mühsam gelernt werden. Und bei einigen wenigen Dingen werden wir mit einer Restschädigung leben lernen müssen. Das meiste läßt sich sehr gut wieder erlernen, da alles in uns auf Leben ausgerichtet ist und es uns zwangsläufig immer wieder zu uns selbst zurückzieht. Auf gewisse Weise jedoch sind wir als Opfer dieses Dramas emotional verkümmert bzw. stehengeblieben in einigen entscheidenden Bereichen. Fast so als hätten wir nie laufen gelernt und erst im Alter von zB 35 stellen wir fest, dass unsere Beine zum Laufen da sind und wir dazu in der Lage.

Mit diesen Defiziten und der Täterkonditionierung / Gefühlskonditionierung der Täterwelt tragen wir enorme Zweifel, Fehlidentifikationen sowie Schuld- und Schamgefühle in uns und eine anerzogene Unselbständigkeit, Naivität und Abhängigkeit zum Täterkreis. Wir hatten kaum eine Chance uns gänzlich zu dem Menschen zu entwickeln, der wir im Grunde unseres Herzens sind, unsere Fähigkeiten und Stärken zu entwickeln, geschweige den sie gefördert zu bekommen. So viele Betroffene spüren/fühlen sich nicht wirklich, eine Leere füllt sie aus, begleitet sie durch ihr Leben und sie glauben nicht zu wissen wer sie wirklich sind, was sie ausmacht, wohin sie gehen sollen usw. Durch die sexualisierte Gewalt der eigenen Eltern, die von Natur aus die stärkste Gefühlsverbindung zu uns aufbauen und unser Leben lang haben werden, wird ihr eigener, nicht verarbeitete Irrsinn, ihr eigener Missbrauch, ihre gesamte Gefühlswelt (positive aber eben auch die negative, wie Depressionen, Aggressionen, Verhaltensweisen, Ängste, Frustrationen, Süchte, Affinität zu bestimmten Erkrankungen, Sexualitätsempfinden, Umgang mit Stress, dem sozialen Umfeld, etc.) auf uns übertragen und wir sind als Seelenmülleimer zum Leben ihrer Gefühlswelt verdammt. Abgrenzung ist nur bedingt möglich und vor allem nicht gewünscht. Zumindest so lange, bis wir volljährig sind und sie nicht mehr die Erziehungsgewalt über uns haben.

Die frühkindlichen und natürlichen Gefühle der Bindung und Liebe zu seinen Eltern ist auch der Grund, wenn missbräuchlich ausgenutzt, warum ein Mensch sich als Erwachsener schwer für liebevolle, aufrichtig gemeinte Gefühle öffnen kann. Ist doch seine Lernerfahrung, dass hinter der "Liebe" immer eine schreckliche Konsequenz lauern kann. So hat er Angst sich zu öffnen und kommt im Umkehrschluss auch nicht mehr an seine Liebe zu sich selbst heran - die Mauer der Verdrängung, die in beide Richtungen verschließt, läßt ihn im Teufelskreis stecken bleiben.

Das ist sicher viel Input, aber ich hoffe doch auch für den einen oder anderen hilfreich ein wenig Ordnung in sein möglicherweise bestehendes Chaos zu bringen. Lasst Euch Zeit, lest es in Ruhe und vielleicht mehrmals, um Euch das heraus zu nehmen, was Euch weiterhilft im Moment. Alles was zu viel ist lasst Ihr einfach stehen.

Ich verlinke Euch hier auch noch mal das Forum auf unserer Homepage, in dem Ihr Euch auch gerne austauschen könnt und was Tag und Nacht geöffnet hat. Schreiben ist ein gutes Ventil und hilft, den aufsteigenden Irrsinn nicht allein tragen zu müssen. 

Das Notfalltelefon: 0174 / 744 92 99 ist 24h für 365 Tage im Jahr für konstruktive Hilfestellungen und Notfälle für Euch da. 

Sichert Euch so gut Ihr könnt innerlich und äußerlich ab, je nach dem was notwendig ist.

bottom of page