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Aufklärungsarbeit

und unser offensiv konfrontativer Umgang mit dem Thema 

Wir haben lange überlegt, ob und wie wir das Thema familiär sexualisierte Gewalt, sprich Inzest, für Helfer*innen und Interessierte besser verständlich und greifbar machen. Aus der Selbstbetroffenheit heraus und der allgemeinen Haltung dem Thema gegenüber, steht natürlich auch ein großes „Aber…", ein „Das geht doch nicht!“ und "Will ich das überhaupt wissen?" im Raum und natürlich müssen wir uns genau diesen Fragen von den Menschen stellen, die unsere Ausstellung in dem Inzesthaus in Leese für sich entdecken. Besonders die verständliche Sorge um die mögliche Gefahr der Retraumatisierung ist groß.

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Wie viel darf und wie viel muss?

Welcher Umgang mit dem Thema ist traumagerecht, schützt vor einer Retraumatisierung, ist leicht verdaulich und macht gleichzeitig auch das Ausmaß des Leids der Opfer deutlich, damit Betroffene in ihrer Not an den entsprechenden Stellen verstanden werden? 

 

Darf in aller Deutlichkeit über diese Perversion gesprochen, geschrieben, berichtet und aufgeklärt werden? Und wenn ja, wieviel ist den Menschen zuzumuten, obwohl die Betroffenen doch ihr Leben lang mit den Bildern, den Gefühlen, Flashbacks, Alltagstriggern und Schmerzen klarkommen müssen und im schlimmsten Fall erneute Gewalt durch Reviktimisierung und Stigmatisierung erfahren – von der häufigen weiteren Täterbedrohung ganz zu schweigen?

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Betroffene fordern Sichtbarkeit, Klarheit und Tabubruch

​Wir haben uns für den klaren, offensiven und somit konfrontativen Umgang entschieden, weil wir unsere Arbeit den Betroffenen widmen, die nicht nur einzelne, sondern viele brauchen, die sie in ihrem Leid, ihrem Schmerz und ihrer Not sehen und verstehen.

 

Wir erfahren hier deutliche Bestärkung seitens der Betroffenen, die sich Klarheit wünschen, um sich nicht mehr verstecken zu müssen und damit den Täter*innen die Macht zu nehmen.

 

So lange die Opfer von einst sich nicht erheben, wird das ungeschriebene Gesetz „Die Ohnmacht der Opfer, ist die Macht der Täter.“ seine Wirkung haben, da die Betroffenen von familiär sexualisierter Gewalt oft bis ins Erwachsenenalter durch die Täter, Täterkreise und ihre Trittbrettfahrer gezwungen werden in einem „Krieg im Untergrund“ zu leben – ungesehen und ungehört. Diese Situation ist vergleichbar mit dem „kalten Krieg“ auf Inzestebene.

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Gegenseitiger Respekt für den individuellen Umgang 

​Aber natürlich respektieren wir auch diejenigen, die den offensiv konfrontativen Umgang mit dem brisanten Thema scheuen und ihr Recht für sich beanspruchen einen anderen Weg zu gehen. Wir können dies aus der Selbstbetroffenheit sehr gut nachempfinden und hoffen allerdings, dass uns der gleiche Respekt entgegengebracht wird, wenn wir die Stimme für alle die erheben, die es nicht können und so ohne diese weiterhin in der Gewalt- und Opferspirale gefangen sein werden. 

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Realitätsnahe Aufklärung zur Verbesserung des Hilfenetzwerk für Betroffene

​Natürlich ist unser Ziel die grundsätzlichen Bedingungen für die Opfer und Betroffenen nachhaltig zu verbessern, was jedoch ohne das Aufzeigen der Realität nicht in seiner Nachhaltigkeit möglich ist.  

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Gerade weil die Menschen, die nicht betroffen sind, sich das Ausmaß der Gewalt und der daraus resultierenden Schädigung des Menschen nicht vorstellen können, ist es wichtig Klarheit zu schaffen. Sind sie doch oft beruflich in Schnittstellen zur Hilfe für Betroffene tätig und tragen damit auch eine große Verantwortung, wie sie die Weichen für das Leben der hilfesuchenden Menschen stellen.

 

Verständnis und Fachwissen sind der Schlüssel, um traumasensibel und wenn nötig unkompliziert auf die persönliche Lebenssituation zu reagieren. Nicht selten befindet sich dieser Mensch auch noch in akuter Not, kann dies aber nicht äußern. 

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Perspektivenwechsel führt zu mehr Glaubwürdigkeit der Betroffenen

​Es geht uns bei unserer Aufklärungsarbeit nicht darum zu provozieren oder zu schockieren, sondern vielmehr darum einen Perspektivenwechsel zu erreichen, um das ursägliche Leid aus dem Blickwinkel der Opfer besser wahrnehmen und verstehen zu können. Dies führt in aller Regel zu einer größeren Glaubwürdigkeit der Betroffenen.

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Sind es doch dieselben Menschen, die beim Arzt, Gutachter, im Jugendschutz oder vor Gericht aufgrund der Unaussprechlichkeit des Erlebten durch ihre erfahrene Traumatisierung, sich ihr daraus ergebendes Verhalten, ihre Erkrankung, ihre Symptomatik und die entsprechenden psychischen Verletzungen selbst nicht erklären können. Mussten sie doch die an ihnen begangenen Gräueltaten verdrängen, um zu überleben.

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Tieferes Verständnis für die Traumafolgestörungen schafft verbesserte Therapiemaßnahmen

​Als Folge wird ihre Glaubwürdigkeit und ihr Gesundheitszustand in Frage gestellt. Ihre Ängste sowie die Scham- und Schuldgefühle sind oft unermesslich hoch und es liegt im Grad der Aufklärung und Fachkompetenz der Helfenden einen traumsensiblen und gewaltfreien Umgang mit den betroffenen Menschen möglich werden zu lassen, um sie nicht auf ihre Symptomatik zu reduzieren. Liegt es doch in ihren Händen das Gesundheits-, Hilfs- und Justiznetzwerk künftig so zu verbessern, dass die Betroffenen ihre Hemmschwelle im Helfernetzwerk anzudocken verlieren.

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Stimme für die Opfer, Betroffenen und Überlebenden, die noch in der Gewaltspirale gefangen sind

​Unsere Aufklärungsarbeit richtet sich demnach an die Opfer, die noch schweigen müssen, die in Täternetzwerken und entsprechenden familiären Strukturen gefangen gehalten werden und sich wünschen jemand würde ihren Hilfeschrei hören und unkonventionell Hilfe leisten.

 

Da Menschen aus allen sozialen Schichten und jeden Alters hiervon betroffen sein können, ist die Traumatisierung und die andauernde Gewalt in der die Opfer vor unseren Augen leben, für einen Außenstehenden umso schwerer zu erkennen. 

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Sie werden zur inneren Kapitulation durch das oft über jahre- und jahrzehnte anhaltende Missbrauchsmartyrium gezwungen, leiden unter Todesängsten und der Glaube an sich selbst bröckelt immer weiter. Gleichzeitig sind sie von klein auf an dazu gezwungen die Illusion nach außen aufrecht zu erhalten, dass alles in ihrer Familie in Ordnung ist. Haben sie doch mehr als einmal in ihrem Leben Nahtoderfahrungen machen müssen, wenn sie Ausbruchsversuche gestartet haben. Auf diese paradoxe Weise werden die Opfer dazu gezwungen die Täter*innen zu schützen und damit das eigene Leben. 

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Reviktimisierung, Stigmatisierung, Victimblaming, sowie erneute Gewalt jeglicher Art und der immer größer werdende Zweifel an die eigene Glaubwürdigkeit tun ihr Übriges, nicht zuletzt, weil sich, neben den körperlichen Symptomen und psychosomatischen Erkrankungen häufig schon psychische Auffälligkeiten durch die nicht enden wollende brutale Gewalt zeigen. Die Saat der Täter*innen geht auf und der Teufelskreis wird für die Opfer immer undurchdringlicher. 

 

Daher braucht es Klarheit über das Leid - ein Aufrütteln, um den Menschen effektive und adäquate Hilfskonzepte zugänglich zu machen, die ihnen als erstes den Ausstieg ermöglichen und ihnen die Sicherheit bieten, die sie brauchen, um sich ihr Leben zurückzuholen. Dies ist die Basis für eine gute Prävention.

 

Täterkontaktabbruch als erster Schritt

​Oft ist der erste Schritt den Täterkontakt abzubrechen, gerade wenn er aus familiären Strukturen kommt, nicht allein der Garant zur Sicherheit. Die Täter*innen agieren in solchen Reihen nicht allein und profitieren von ihrem jahrelang aufgebauten Netzwerk und nutzen gezielt die Verdrängungs- und Abschaltmechanismen der Opfer aus.

 

Fehlt den Helfer*innen die Vorstellungskraft oder das Fachwissen um die Bedrohung durch die Täter*innen, die, umso mehr sich die Opfer an die Öffentlichkeit wenden und sich Hilfe suchen, das Ziel haben dieses zum Schweigen zu bringen, kann die angebotene Hilfe und der Schutz nicht greifen.

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Sichtbarkeit von Täterstrategien zur effektiveren Hilfe

​Täter*innen fühlen sich in unserer Welt sicher, weil niemand die bittere und schmerzhafte Wahrheit und ihre abartigen Handlungs- und brutalen Vorgehensweisen auszuhalten vermag, handelt es sich doch dabei um die eigenen Eltern - die Opfer, die Betroffenen und Überlebenden sind jedoch gezwungen ein Leben lang - zumindest mit den Erinnerungen, den Spätfolgen und den Schmerzen - zu leben. 

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Halten Sie sich an dieser Stelle bitte vor Augen, dass wir hier im Schwerpunkt über familiär sexualisierte Gewalt -Inzest sprechen und damit über die Tatsache, dass Kleinkinder, Kinder und Jugendliche diese Hölle tagtäglich aushalten und wir uns als Erwachsene nicht der Schwäche hingeben dürfen, es nicht aushalten zu wollen was sie durchmachen müssen.

 

Nicht die Organisationen und die Betroffenen die schonungslos aufklären sind das eigentliche Problem – das Problem sind die Täter*innen und die Tatsache selbst, dass so etwas überhaupt möglich ist!

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Erkennen der Zusammenhänge zwischen Gegenwart und Prägung aus der Vergangenheit

​Wie will ein Mensch ohne den Zusammenhang zur eigentlichen Ursache der familiär sexualisierten Gewalt verstehen, wie ein Opfer derartige psychische, körperliche und geistige Blessuren entwickelt, wie u.a. eine dissoziative Störung, Angststörungen, Essstörungen, Süchte, psychotische Zustände, sowie psychosomatische Erkrankungsbilder, aber auch selbstzerstörerische Erkrankungen - worunter auch eine Depression mit anschließendem Suizidgedanken zählt oder andere Autoaggressionserkrankungen? 

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Wenn die äußere Flucht nicht möglich ist, bleibt nur noch die Flucht nach innen und die gestauten Gefühlswelten richten sich gegen sich selbst. 

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So gibt es ganz offensichtliche Erkrankungen, die durchaus Rückschlüsse auf Gewalterfahrungen und sexualisierte Gewalt zulassen. Nur wird hier oft nicht hingesehen, da es jede natürliche und gesunde Grenze der Vorstellung von uns sprengt. 

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Wie will ein Mensch verstehen, dass er in seinen Gefühlen und Gedanken nicht verrückt ist, wenn von ihm erwartet wurde sich mit dem Irrsinn seiner ihn missbrauchenden Eltern, der Familie und anderen Täter*innen zu identifizieren?

 

Es lässt sich eben nicht alles verdrängen und selbst der stärkste Schutzmechanismus der Seele bricht irgendwann unter diesem unmenschlichen Druck zusammen.

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Und wie soll ein Mensch dieses in ihm künstlich angerichtete Chaos, wozu ihm der Zusammenhang zur Ursache aufgrund der Verdrängung fehlt, einem Arzt oder einer Ärztin bzw. einem Helfer*in so vermitteln, dass er nicht selbst chaotisch oder gar psychisch krank wirkt? Welche Hilfe wird ihm mit einer psychischen Erkrankung geboten? Wird er gesehen werden in seinen ursächlichen Qualen, welche er nicht aussprechen kann?

 

Ein unaussprechliches Leid, da es unfassbar ist und gleichzeitig Todesängste in ihm auslöst, sollten die Täter*innen von seiner Hilfesuche erfahren und erneut Zugriff auf ihn haben?

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Betroffene brauchen Vorbilder, da der "Trigger" für die Opfer das Leben und der Alltag selbst ist

​Aus unserer Erfahrung heraus stellt die eigentliche Retraumatisierung nicht die Aufklärungsarbeit der Helfer*innen dar, da sie den Menschen aus den Tiefen der Seele spricht und ihnen Erleichterung verschafft, endlich in ihrem unendlichen Leid gesehen und verstanden zu werden. Sie haben nun Vorbilder, da es andere gibt, die für sie sprechen und kämpfen können, so wie sie es auch irgendwann können möchten.

 

All diejenigen, die unseren offensiv konfrontativen Umgang, nicht verstehen können, bitten wir um Verständnis und Respekt auch für diese Art dem Thema als Betroffene von frühkindlicher sexualisierter Gewalt durch die Eltern, die Familie und dem sozialen Umfeld zu begegnen.

 

Ist doch jeder Mensch individuell in seiner persönlichen Verarbeitung und hat das Recht auf seine Weise mit dem Erlebten umzugehen. Und manchmal ist man als weiterhin bedrohtes und verfolgtes Opfer seitens der Täter*innen gezwungen sich dem Schrecken zu stellen, wenn man überleben will.

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Wie kam es zu unserem offensiv konfrontativen Umgang mit dem Thema?

​Viele Menschen fragen uns zurecht, warum wir den offensiv konfrontativen Umgang mit dem Thema gewählt haben. Aufgrund der ständigen Täterbedrohung, die selbst dann nicht aufhört, wenn man den Kontakt zu diesen abbricht, wurden wir als Selbstbetroffene und ehrenamtliche Mitarbeitende des Opferschutzvereins dazu gezwungen in einer permanenten Abwehrbereitschaft zu leben.

 

So müssen und mussten wir immer darauf gefasst sein, erneut Opfer ihrer hinterhältigen und heimtückischen Attacken zu werden und uns auf eine Weise mit dem Thema auseinanderzusetzen, die uns automatisch zu dem offensiv konfrontativen Umgang mit diesem führte.

 

Da wir allesamt das Erlebte aufgrund seiner Schrecklichkeit verdrängen mussten,  gab es nur einen gangbaren Weg den Täter*innen zu begegnen: Die erneute Konfrontation mit dem erfahrenen Grauen unserer Kindheit und Jugend und den sich daraus ergebenden Geschehnissen.

 

Erst in dem Moment wo das Opfer sich darüber im Klaren ist, was ihm wirklich seitens seiner ihn missbrauchenden Eltern bzw. des Nahfeldes angetan wurde, kann es entsprechend abwehrbereit handeln und sich gegen sie zu Wehr setzen. Gelingt es dem Opfer allerdings nicht, sich die verdrängten Bilder seiner Vergangenheit wieder bewusst zu machen, bleibt es zwangsläufig ein Opfer auf Lebenszeit all derer, die es weiter missbrauchen wollen.

 

So mussten wir unser erfahrenes Trauma, gezwungenermaßen in der Art aufarbeiten, dass wir uns noch einmal ganz direkt, mit der Hilfe anderer, die eine ähnliche Erfahrung machten, das von uns erlebte und gleichzeitig verdrängte Grauen unserer Kindheit und Jugend vor Augen führen.

 

Vergessen wir in diesem Zusammenhang bitte nicht, dass der Täter gegenüber seinem Opfer immer im Vorteil ist, da er sich mühelos an alle von ihm begangenen Taten erinnert.

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Wissen ist Macht - das Verständnis zur Ursache ermöglicht neue Wege

​Unsere Arbeit umfasst unter anderem die Auseinandersetzung mit dem Erlebten Gräueltaten der Kindheit und Jugend und den sich daraus ergebenden Verdrängungen.

 

Unser Konzept sieht vor dass, das Opfer sich mit diesen verdrängten Erlebnissen auseinandersetzt, um ihm aufzuzeigen, dass es als längst erwachsen gewordener Mensch die erfahrenen Gewalttaten seiner Kindheit ertragen und sie auf der inneren Erwachsenenebene bearbeiten kann.

 

Spätestens an dem Punkt wo der Betroffene feststellt, dass er tatsächlich die an ihm verübten Gewalttaten ertragen kann, wird er, wie die Erfahrung zeigt, selbst Wege und Möglichkeiten suchen das erfahrene Trauma aufzuarbeiten. Spürt er doch, dass die verdrängten Erlebnisse der Vergangenheit ihm nun nichts mehr anhaben können.

 

Dies ist der Ansatz der konfrontativen Therapie eines in der Kindheit und Jugend missbrauchten Menschen, der auf diesem Wege wieder zu sich selbst findet. 

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Vom Opfer zum Helfer*in - betroffenenorientierte Erfahrungsexpertise 

​Wir, die Mitarbeitenden des Vereins für Opfer sexuellen Missbrauchs und Gewalt sind alle, ausnahmslos diesen Weg gegangen und konnten so wieder in ein unabhängiges, freies Leben zurückkehren, was auch erklärt, warum wir, die wir Opfer sexueller Gewalt wurden uns in der Lage sehen, auf diesem zugegebenermaßen nicht ganz ungefährlichen Wege, durch die ständige Täterbedrohung anderen Menschen zu helfen, auch den ihren zu finden.

 

Dass dieser Weg nicht für jeden geeignet ist, versteht sich von selbst, da nur der, der noch den Wunsch in sich trägt errettet zu werden, auf diesem Wege gerettet werden kann.

 

Selbstverständlich stehen den Betroffenen unendlich viele Wege offen ihr Trauma zu überwinden und so muss jeder für sich selbst entscheiden, welcher Weg für ihn der richtige ist. 

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Transparenz macht Täterstrategien sichtbar und schützt vor erneuten Übergriffen 

​Aus diesem Umgang ergibt sich die Konzeption unserer Aufklärungsarbeit, insofern als dass wir auch hier offen und transparent alles das darstellen, was die sexualisierte Gewalt in all ihren Formen und Facetten ausmacht. Sehr wohl wissend, dass diese Art des Umgangs mit dem brisanten Thema dazu führen kann, dass betroffene Menschen getriggert werden können, die aber, wie wir schon sagten, längst erwachsen wurden und aufgrund ihrer inneren Reife und daraus gewonnenen Stärke, durchaus das aushalten, was sie als Kinder und Jugendliche nicht aushielten.

 

Woraus sich auch die Verdrängung des Erlebten ergibt, die aber nun, da sie erwachsen wurden nicht mehr notwendig ist, da sie sich auf der Erwachsenenebene befinden wie ihre einstigen Täter*innen und ihnen entsprechend Paroli bieten können, wenn sie erneut angegriffen werden.

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Leben mit dem Trauma 

​Auf die oft gestellte Frage hin, ob man das, was man im Entwicklungsalter erlebte, auch als Erwachsener aushalten kann, lautet die Antwort: Ja, da man, wie schon gesagt, jetzt über die Ausreifung seiner Persönlichkeit, und die damit verbundene seelische Stärke und geistige Kraft verfügt, sich mit solch abscheulichen Erlebnissen, die man zudem noch am eigenen Leib erfuhr, auseinanderzusetzen.

 

Es ist von daher mehr das kindliche Gefühl und die immer noch in uns abgespeicherten Erinnerungen früherer Tage, in denen wir ein hilfloses Opfer unserer Peiniger waren, die uns das Gefühl geben, es nicht aushalten zu können. Dies gilt insbesondere für all die traurigen und schmerzhaften Bilder, die sich in unser Bewusstsein drängen und mit denen wir uns zwangsläufig auseinandersetzen müssen.

 

So sollte aber jeder, der das Gefühl der Überforderung in sich trägt auf seine innere Stimme hören und sich nur mit dem Geschehenen auseinandersetzen, wenn er sich dazu in der Lage fühlt.

 

So sollte niemand ohne die Hilfe eines erfahrenen, selbst diesen Weg gegangenen Helfers sich dieser Herausforderung stellen, das aufzuarbeiten, was ihn zweifelsohne an seine Grenzen und darüber hinaus brachte.

 

Grundsätzlich ist dieser Weg von jedem beschreitbar, der noch den Wunsch in sich trägt das erlittene Trauma zu integrieren und seiner Bestimmung folgend in ein freies und selbstbestimmtes Leben zu gehen.

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