Die Macht von Gemeinsamkeit und Solidarität
Weltweit erheben sich insbesondere Frauen, um ihrem Schicksal und sich selbst eine Stimme zu geben, ihre Peiniger blosszustellen mit der Macht der Gruppendynamik.
#metoo – ich auch
Die Debatte schwappte, ausgelöst durch zunächst eine Stimme zu uns nach Deutschland und Europa und erreichte nach und nach die ganze Welt.
Es erheben sich weltweit insbesondere Frauen, die sich unterdrückt fühlen.
An diese Debatte knüpfen sich die Diskussion um Sexismus, Feminismus und die generelle Ausnutzung von Machtverhältnissen.
Die Zeit des Schweigens ist beendet und die Debatte wird wie unter anderem durch Symbole, wie eine weiße Rose, durch die Prominenz in der Filmwelt lebendig gehalten.
Aber warum jetzt?
Sexuelle Nötigung, Unterdrückung, Vergewaltigung, sexuellen Missbrauch und Gewalt bis hin zu Inzest gibt es seit Bestehen der Menschheit und genauso lange existiert das Schweigen und das Tabu darum.
Das Tabu, welches sich eben durch jene Unterdrückung, nicht nur in den Opfern, sondern auch gesellschaftlich manifestiert hat.
Finden wir hier nun die Erklärung?
Wenn sich diese pervertierten Umgangsformen, sexualisierte Gewalt und Missbrauch in jeglicher Couleur von Generation zu Generation weiterträgt und sich dementsprechend auch in seiner Perfidität weiterentwickelt, sich dies durch alle Schichten zieht, kann das die Erklärung für das vermeintliche „Erblinden“ der Gesellschaft sein?
Weil sie selbst mehr damit zu tun hat, als sie zugibt?
Weil sie Angst hat, sich ihrem Versagen zu stellen?
Blind für das Leid jener Frauen und Männer, Kinder, die aus Scham, Angst und Zwang ihr erlebtes Grauen allein tragen, weitermachen, so tun als sei nichts gewesen, es vor sich selbst rationalisieren, weil sie den Job brauchen, weil sie stark sein müssen für ihre Kinder, in dem Bewusstsein leben sie seien ohnehin machtlos gegen die eigene Familie oder die Lobby der Täter.
Im schlimmsten Fall haben Betroffene auch noch damit zu kämpfen, dass ihnen nicht geglaubt wird, dass sie sich doch nicht so anstellen sollen, sie ja vielleicht auch provoziert haben durch ihre Kleidung oder ihr Verhalten, dass sie es doch auch so wollten, wenn sie nicht „Nein“ gesagt haben, sich nicht nachthaltig und deutlich genug gewehrt haben.
Ebenso müssen die Betroffenen mit Verleumdungsklagen, Rufschädigung und im Extrem mit weiteren Übergriffen rechnen, um erneut zum Schweigen gebracht zu werden.
All das tragen die Betroffenen oft mit sich allein, aus Scham und Schuld, die nicht zu ihnen, sondern zu den Tätern gehört. Und hier ist Hinsehen, Offenheit und Hilfe von außen gefragt- von jedem von uns!
Also im gleichen Sinne: #metoo!
Vom Betroffenen wird verlangt sich zeitnah zu äußern, sonst mangelt es an Beweisen oder die Taten sind verjährt, wenn die traumatischen Erlebnisse zu stark sind und erst Jahrzehnte später zu Tage treten bzw. erst dann die nötige Kraft zur Stellungnahme aufgebaut werden konnte.
Dies ist ein Zustand mit dem das gesellschaftliche "Wegsehen" die Betroffenen in ihrer Opferrolle belässt und damit - mal wieder - ausgrenzt.
Was bleibt dem betroffenen Menschen also anderes, als sein Schicksal in sich zu verdrängen und sich dem früher oder später ohnehin scheiterndem Versuch des einfach Weitermachens und des Aushaltens zu ergeben? Ein Tod auf Raten.
Nur die wenigsten schaffen es sich von der breiten Masse abzuheben und gegen den negativ Strom zu schwimmen.
Weiterhin drängt sich die Frage auf, wie viel haben die Menschen, die Wegsehen, die Schweigen, die die Betroffenen erneut zum Opfer auch durch inkompetente und undifferenzierte Aussagen machen, selbst mit dem Thema des sexuellen Missbrauchs zu tun?
Wie sonst erklärt sich ihre Angst und Unfähigkeit scheinbar handlungsunfähig zu sein?
Fragt man in diesem Punkt Betroffene, werden die Stimmen laut, denn Betroffene erkennen sich untereinander, so wie sich auch in anderen Problematiken und Erkrankungsbildern Menschen untereinander erkennen.
#metoo lässt eine Bewegung entstehen, die Umdenken, Wandel und Weiterentwicklung bewirkt. Ein Stein hat eine Lawine ins Rollen gebracht, die ihrer eigenen Dynamik folgt und die nicht mehr aufzuhalten ist.
Warum jetzt?
Weil gerade die Frauen, die durch den alten Stempel des schwächeren Geschlechts, die Früchte ihres Emanzipationskampfes, gepaart mit der gegenseitigen Solidarität, ernten. Sie sind gestärkt, selbstbewusst und fühlen sich selbstbestimmt.
#metoo ist ein Beispiel dafür, dass Reden, zu sich und seinem Schicksal zu stehen, seine Frau zu stehen – gemeinschaftlich und solidarisch – in unserer fortschrittlichen Welt sehr wohl Veränderung bringen kann.
Und zeigt, dass aller Anfang im Kleinen bei einem selbst liegt und sich dadurch auch andere, egal ob Mann oder Frau, ähnlich erheben können, um bewusst den ersten Schritt aus der Opferrolle herauszugehen, Selbstverantwortung für sich zu übernehmen mit der Bereitschaft die nötigen Konsequenzen zu ziehen, um selbstbestimmt leben zu können.
Das große Aber in diesem Fall ist natürlich, dass das sogenannte Outing allein nicht reicht, um diese daraus gewonnene Kraft für den Rest seines Lebens zu halten. Denn die Erlebnisse, die je nach Intensität schwerwiegende Trauma mit sich ziehen, wollen bearbeitet werden und dazu bedarf es professioneller Hilfe und Unterstützung und einer großen Bereitschaft an sich selbst zu arbeiten, damit aus der nun vorhandenen Achillesferse eine nachhaltige Stärke werden kann, um nicht ähnliche Täter erneut anzuziehen und innerlich frei zu sein.
Ein Weg bei dem wir Ihnen gerne weiterhelfen.
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