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Innere Haltung - Rahmen für Gruppenarbeit



Viele Menschen suchen Hilfe und Unterstützung in Gruppen. Da gibt es "Hilfskreise", "Supportsystems", "Masterminds", Selbsthilfegruppen und viele mehr.

Da wir vom Verein Selbsthilfegruppen anbieten, sollen diese der Schwerpunkt in diesem Blog sein.

Selbsthilfegruppen sind, wie der Name schon sagt - Gruppierungen von Menschen, die eine ähnliche Thematik verbindet und die einander helfend, gemeinsam Lösungswege erarbeiten.

Solche Gruppen können ein wichtiger Bestandteil auf dem individuellen Entwicklungs- und Heilungsweg sein, Halt geben, ein Gefühl von Gemeinsamkeit und Geborgenheit vermitteln, aber auch Inspirationsquelle sein, wenn man sieht, wie andere Betroffene mit ihrer Situation umgehen und diese stückweise meistern.


Die Dynamik in solch einer Gruppe ist idealerweise positiv und lösungsorientiert, wie immer sich diese Lösung oder Ziel auch gestalten mag. Dies kann z.B. ein bewussterer Umgang mit dem Problem sein, ein Annehmen dessen was ist, ein Perspektivwechsel und sogar ein Auflösen der Problematik oder ein Transformieren auf eine höhere Ebene des Themas.


Solche Gruppen können viel Energie und Halt geben, die Teilnehmer fühlen sich aufgebaut, gestärkt und unterstützt.

So, wie jede Dynamik ihre Richtung hat, so kann es allerdings auch vorkommen, dass sich eine negative Dynamik entwickelt, eine Abwärtsspirale. Diese negative Gruppendynamik bewirkt dann genau das Gegenteil, Teilnehmer fühlen sich in der Problematik gefangen, es scheint keine Lösungswese zu geben und die Stimmung wird depressiv...


"Shared victimhood", sinngemäß übersetzt: "gemeinsames Opfersein", wird zum Grundton der Gruppe, man schimpft auf die Welt und sieht sich als Opfer der Umstände, das hilflos gegen die Übermacht ankämpft - meist erfolglos.


Dort wo eigentlich "geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude" gelebt und erfahren werden sollte, kommt es zum "geteiltes Leid ist doppeltes Leid", multipliziert durch die Teilnehmer der Gruppe.


Um dieser Gefahr vorzubeugen, ist es sinnvoll, der Gruppe eine gewisse Struktur zu geben, die einen geschützten Rahmen und positive Dynamik fördert.

Es gbit Vereinbarungen, die innerhalb der Gruppe ausgearbeitet werden und die den Grundton der Treffen angeben sollen. Dies kann zum Beispiel die Vereinbarung sein, Enttäuschungen, Rückschlägen und Schwierigkeiten als Einladung zu Wachstum zu verstehen und nicht als "Bestrafung" oder "schlechte Note".


Es geht um die innere Haltung, mit der man sich selbst und der Thematik begegnet.

Fühle ich mich immer als Opfer der Umstände und Menschen oder als Mensch, der sein Leben in die Hand nimmt, Verantwortung für sich und seine Erlebniswelt übernimmt und mit anderen daran arbeitet, die Situation und sein Leben zu verbessern?


Dies ist eine Entscheidung, die jeder für sich trifft, aber auch im Rahmen der Selbsthilfegruppe getroffen werden kann und muss, wenn man positive Dynamiken fördern und für sich weiter kommen möchte.

Aus diesem Grund haben wir eine gemeinsame Übereinkunft erarbeitet, die wir in unseren Selbsthilfegruppen leben und so den geschützten und positiv unterstützenden Rahmen schaffen, in dem Transformation und Wachstum möglich sind.


Gemeinsame Übereinkunft der Teilnehmer:


Wir wertschätzen die Zeit und Energie, die jeder Teilnehmer investiert, um für sich weiter zu kommen. Die Selbsthilfegruppen bieten einen geschützten Raum, in dem man sich öffnen kann, sich in anderen Teilnehmer gespiegelt sieht, sich verstanden fühlt und Neues dazu lernt. Dazu gehört ein bestimmter Rahmen, der diese Kriterien gewährleistet.

Die Teilnehmer stimmen über folgende Punkte überein:

  1. Inhalte, die von Teilnehmern geteilt werden, dürfen den Rahmen der Gruppe nicht verlassen. Äußerungen über Mitglieder außerhalb des Gruppenrahmens dürfen nur anonym erfolgen, um die Identität des Betroffenen zu schützen.

  2. Wir pflegen einen respektvollen, freundlichen und wertschätzenden Umgang miteinander

  3. Wir fragen den anderen, bevor wir uns aufgerufen fühlen, Tipps, Hilfestellung und Kommentare zu dem von ihm Geäußerten abzugeben. Jeder soll sich sicher fühlen, Inhalte zu teilen, ohne von anderen bewertet zu werden oder das Gefühl zu haben, „therapiert“ zu werden.

  4. Wenn wir einander Feedback geben, geschieht das aus der eigenen Perspektive heraus („Ich empfinde diese Aussage so oder so…“ oder „Bei mir löst diese Aussage folgendes aus…“ oder „Möchten Sie meine Meinung zu Ihrer Aussage hören?“ )


Gerade weil sich hier Menschen treffen, die von einer ähnlichen Problematik betroffen sind, ist es wichtig, die Qualität und Dynamik dieser Gruppentreffen zu definieren.

  1. Die Grundidee der Selbsthilfegruppe liegt in der Ausrichtung auf eine Prozessbegleitung und Lösung der Problematik. Somit sind die Teilnehmer bemüht, in dem Prozess über ein Opferdasein hinaus zu wachsen. Teilnehmer sind befugt, in Diskussionen einzugreifen, sollte sich eine negative, im Problem verharrende Dynamik zeigen.

  2. Rückschläge, Enttäuschungen und Schwierigkeiten, die einem auf dem persönlichen Weg begegnen, erkennen wir als Einladung zu Wachstum an und nehmen diese Herausforderungen als solche an.

  3. Jeder Teilnehmer trägt die Verantwortung für seinen inneren Prozess und psychische Gesundheit und ist aufgefordert, auf sich zu achten, sollten ihn Schilderungen anderer Mitglieder oder Themen an sich zu viel werden.

  4. Die Selbsthilfegruppe ist weder eine Gruppentherapie noch eine Psychotherapie noch kann sie therapeutische Gespräche ersetzen. Mitglieder sind aufgefordert, sich ggf. eigenverantwortlich nötige Hilfe an fachkompetenter Stelle zu holen.

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