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Die inzestuöse Liebe vom Vater zur eigenen Tochter

und wie er das natürliche Bedürfnis nach Liebe als Machtmittel zur Befriedigung seiner krankhaften Sexualität bis ins Erwachsenenalter seiner Tochter ausnutzt.


Ein Erfahrungsbericht einer Betroffenen:


Ich habe als Betroffene von sexueller Gewalt in der Familie nur Liebe bekommen, nachdem ich vergewaltigt, gequält oder gedemütigt wurde. Die liebevollen Gefühle waren meine Belohnung für die Qualen. Und genau dafür habe ich damals alles gemacht. Für ein bisschen Liebe habe ich mich quälen lassen. Denn ohne diese kleinen scheinbar liebevollen Momente wäre ich heute nicht hier. Ich brauchte genau diese Gefühle, um die Hölle zu überleben.

Einfach nur bedingungslose Liebe, die jedes Kind, jeder Mensch verdient hat, solche ehrlichen, wahren Gefühle habe ich nie bekommen. Und so geht es leider vielen Betroffenen.


Man muss sich doch nur mal fragen, warum Kinder ihre Eltern verteidigen, obwohl genau diese ihre Kinder demütigen und misshandeln?

Kinder würden alles dafür tun, um geliebt zu werden. Und für Kinder sind die Eltern die wichtigsten Bezugspersonen.


Bei unseren Eltern sammeln wir doch die Gefühlserfahrungen, auf die wir ein Leben lang wohl oder übel zurückgreifen müssen.


Was ist, wenn die Eltern nicht lieben können, nicht im Stande sind, aufrecht, ehrlich und bedingungslos zu lieben, wie soll ein Kind dann lernen, was echte Liebe ist? Und wie wirkt sich die fehlende oder auch manipulative Liebe auf das spätere erwachsene Leben dieses Kindes aus?


Ich habe immer gespürt, dass mir was fehlte und habe intuitiv immer danach gesucht, aber ich konnte mir selbst und auch keinem anderen erklären, was mir fehlte. Ich habe ein Gefühl gesucht, was ich durch meine Eltern nie ehrlich und aufrichtig erleben konnte.

„Das gibt es für mich nicht.“ Dieser Satz hat sich in mein Gehirn, in meine Seele gebrannt, aber ich wusste lange nicht, was das bedeutet.

Mein Vater hat liebevolle Gefühle benutzt, um mich zu manipulieren und zu kontrollieren. Liebevolle Gefühle waren auch immer an sexuelle Gefühle gebunden. Erst hat mein Vater mich vergewaltigt und danach bin ich in seinen Armen eingeschlafen, während er mir liebevoll über den Kopf gestreichelt hat.

Und wenn ich nicht gehorcht habe, ihn nicht befriedigt habe, dann hat er mich ignoriert und mich unter anderem auch mit Liebesentzug gestraft.

Er wusste genau, wie sehr ich mich danach gesehnt habe. Und obwohl diese Gefühle nicht echt waren und er daraus nur seinen Nutzen gezogen hat, war es das einzige, was ich bekommen habe und ich musste diese Gefühle nehmen. Ich bin sogar scheinbar „freiwillig“ zu ihm gegangen und habe mich ihm angeboten, nur weil ich ein liebevolles Gefühl brauchte. Ich habe die Vergewaltigungen, die Schmerzen, die Demütigungen in Kauf genommen für ein bisschen Liebe, die auch noch falsch war. Nur wenn es mir sehr schlecht ging, ich am Boden lag, hatte ich das Gefühl, dass ich überhaupt liebevolle Gefühle verdient habe.


Und weil ich das jahrzehntelang bis ins Erwachsenenalter so erlebt habe, ist es heute noch zeitweise schwer für mich, wahrzuhaben, dass es überhaupt bedingungslose Liebe für mich gibt.

Mein Vater hat mir auch verboten, Liebe von jemand anderem als von ihm anzunehmen, geschweige denn zu genießen. Er hat mich glauben lassen, dass er der einzige war, der mir dieses Gefühl geben konnte. Und deshalb war ich abhängig von ihm, von seinen Gefühlen. Er hat mich hörig gemacht, indem er mein natürliches Bedürfnis nach Liebe mit seinen kranken sexuellen Gefühlen gekoppelt hat.

Und diese falschen Gefühlsverknüpfungen ziehen sich bis heute durch mein Leben.

Lange Zeit habe ich deshalb auch Angst davor gehabt, glücklich zu werden, weil ich dachte, dass ich dann keine Liebe mehr bekomme. Liebe gibt es nur, wenn es mir schlecht geht.

Ich habe deshalb auch noch im Opferschutz lange auf mein Glück verzichtet, obwohl um mich herum dort endlich Menschen waren, die aufrichtige, ehrliche Gefühle ohne Bedingungen miteinander gelebt haben.

Und wenn mir doch mal jemand in einem kurzen glücklichen Moment ein liebevolles Gefühl gegeben hat, konnte ich das gar nicht ertragen.

Ich hatte das Gefühl, dass ich das nicht verdient habe und je liebevoller die Worte waren, desto zerstörerischer wurde ich mir selbst gegenüber. Wenn jemand nur was nettes zu mir gesagt hat, habe ich mir in die Hände gekniffen, bis sie blutig waren.

Das war die Strafe, weil ich das von niemand anderem als von meinem Vater annehmen durfte und die Gewohnheit, dass Liebe auch immer mit Schmerz verbunden ist.

Liebevolle Gefühle haben mir auch Angst gemacht, denn woher sollte ich aus meiner Lebenserfahrung wissen, dass diese Gefühle ohne Bedingung sind, dass ich dafür nicht vergewaltigt oder gefoltert werde? Und auch sexuelle Gefühle wurden in mir ausgelöst, für die ich mich geschämt und für die ich mich dann noch härter bestraft habe, obwohl dass nicht mal meine sexuellen Gefühle waren, sondern die der TäterInnen, die mich durch jahrzehntelange grausamste Gewalt darauf konditioniert haben.

In sehr schlimmen Phasen während meiner Aufarbeitung bin ich sogar durch liebevolle Gefühle in Selbstmordgedanken gerutscht. Auch das ist etwas, was viele Betroffene teilen. Es gibt scheinbar nur zwei Optionen: Entweder die falsche Liebe von den TäterInnen oder sterben. Aber wem hilft man, wenn man sich als Betroffener das Leben nimmt, nur den TäterInnen. Wenn man tief in sich rein fühlt, dann spürt man, dass diese Gedanken nicht die eigenen sind. Wir wollen nicht sterben. Die TäterInnen wollen, dass wir sterben, wenn wir nicht mehr gefügig sind, weil sie Angst haben, dass wir dann auspacken!

Das ist wie ein Selbstzerstörungsprogramm, das die TäterInnen mit massivster Gewalt in vielen Betroffenen hinterlegt haben.

Nur leider haben nicht alle Betroffenen die professionelle Hilfe, um zu erkennen, dass das nicht ihre eigenen Gefühle sind. Und so handeln immer noch viele Betroffene aus den Täterprogrammen heraus und es kommt traurigerweise zu Suizidversuchen oder auch im schlimmsten Fall zum vollendeten Suizid.

Ich bin unendlich dankbar, dass ich im Opferschutz bei El Faro diese lebenswichtigen Informationen immer und immer wieder bekommen habe, wenn ich mal wieder gefühlsmäßig abgerutscht bin und dem Tod näher war als dem Leben.

Nur durch die professionelle Hilfe von den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die auch selbst den Weg gegangen sind, habe ich jetzt die Chance auf ein freies selbstbestimmtes Leben!

Es ist für mich so wichtig gewesen, genau diese Manipulation zu durchschauen und diese, mir von ihm angelegten Fesseln, dauerhaft zu sprengen.


Denn kann man überhaupt, ohne sich gefühlsmäßig von seinem Peiniger, in meinem Fall mein eigener Vater, gänzlich befreit zu haben, echte, bedingungslose, liebevolle Gefühle mit ganzem Herzen annehmen und genießen?

Mir wurde über dreißig Jahre lang von meinem Vater verboten, von anderen geliebt zu werden, ehrlich und aufrichtig geliebt zu werden. Und damit meine ich nicht eine Partnerschaft, sondern jedes liebe Wort, jede Umarmung, jedes Kompliment, eigentlich war alles verboten, was für mich positiv gewesen wäre, was mich gestärkt hätte.

Und in der Zeit, als ich noch in dem Täterumfeld gelebt habe, wurde ich für jeden kleinsten Versuch eines Ausbruchs aus meinem engen Käfig aufs schlimmste bestraft. Da reichte ein Treffen mit einer Freundin, das von den TäterInnen nicht erwünscht war, und ich wurde so lange gequält, bis ich aufgegeben habe und dann selbst gedacht habe: „Was habe ich getan?“ Auch meine Freundin wurde von meiner Familie aufgesucht und bedroht.

Also habe ich in mir abgespeichert, dass meine Freunde durch mich in Gefahr sind und habe deshalb den Kontakt zu ihnen gemieden. Ich habe mich auch noch schuldig gefühlt, wenn jemand mir geholfen hat und so auch durch meine TäterInnen selbst in Gefahr waren.

Ich hatte deswegen immer das Gefühl, dass ich meine Familie verrate, wenn ich liebevolle Gefühle von anderen bekomme. Ich habe schließlich was Verbotenes getan. Und dafür wurde ich bestraft! Deshalb haben liebevolle Gefühle von anderen auch Ängste in mir ausgelöst, Todesängste.

Sogar im Opferschutz haben mich diese Ängste, die mir noch nicht mal bewusst waren, daran gehindert, die Hilfe anzunehmen, die ich so dringend brauchte. Ich konnte mich für die ehrlichen Gefühle nicht öffnen und habe damit die TäterInnen unbewusst auch noch geschützt und mir somit fast alles zerstört.

Mein Vater wollte mich nur für sich. Er wollte die Macht über mich, über mein Leben haben und alles, was mich gestärkt hätte, war für ihn ein Risiko und das hat er nicht zugelassen.

Ich hatte gar keinen eigenen Willen mehr und wenn mich jemand im Opferschutz gefragt hat, was ich will, dann bin ich innerlich zusammengezuckt, weil ich keinen Willen haben durfte.

Ich habe mich nicht als Mensch wahrgenommen, ich war die Marionette meines Vaters, die einzig und allein dafür diente, seine sexuellen Triebe zu befriedigen. Deswegen steckte ich in einem tiefen Aufgabegefühl. Ich hatte mich selbst nicht mehr.

Aber genau dieses Gefühl zu mir selbst, die Liebe, die jeder Mensch von Geburt an für sich selbst hat, das ist eines der wichtigsten Gefühle, das ich mir zurückerobern muss.

Mein Vater hat mich mit seiner falschen, manipulativen Liebe blind für echte, wahre, bedingungslose Liebe gemacht.


Als ich das erkannte, kam gleichzeitig ein Seelenschmerz an die Oberfläche, der so tief, so unbeschreiblich ist, dass ich im ersten Moment dachte, ich halte das nicht aus. Zu erkennen und auch wahrzuhaben, dass meine eigenen Eltern mich nie aufrichtig geliebt haben und dass mein Vater auch noch alles dafür getan hat, dass ich auch von anderen keine Liebe annehmen konnte, für dieses Gefühl gibt es keine Worte.

Erst im Opferschutz und durch den völligen Abbruch aller Täterkontakte wurde mir klar, dass mein Vater es nicht gänzlich geschafft hat, mir das Gefühl zu mir selbst zu nehmen. Denn wenn ich mich wirklich nicht lieben würde, hätte ich mir keine Hilfe gesucht, mich nicht mit Hilfe aus der Hölle gerettet und würde heute nicht Tag für Tag so für mich kämpfen. Wer für sich kämpft, liebt sich auch. Heute erlaube ich mir, die Liebe zu mir wieder mit Leben zu füllen.

Und es ist ein langer harter Weg, sich das eigentlich von Geburt an gegebene Recht auf Liebe wieder zu erkämpfen.

Aber jetzt habe ich hier im Opferschutz bei El Faro das erste Mal in meinem Leben die Chance, echte Gefühle zu leben, zu teilen und sie auch zu genießen. Und mit jedem liebevollen Gefühl, dass ich mit mir selbst und auch mit anderen lebe, fülle ich dieses tiefe Gefühlsloch mit ehrlichen bedingungslosen Gefühlen immer weiter auf.

Ich habe viele bittere Tränen geweint, als mir das alles klar wurde und ich werde diesen tiefen Schmerz nie vergessen und ich will ihn auch gar nicht vergessen, weil ich genau diesen Schmerz brauchte, um zu erkennen, was mein Vater mir genommen hat und wie sehr ich ihn dafür verachte und hasse. Aber unter unter diesem Schmerz habe ich auch endlich mich selbst gespürt, so, wie ich eigentlich bin. Und genau das gibt mir die Kraft, noch mehr für mich zu kämpfen, für mein Leben, für meine Gefühle, für meine Selbstbestimmtheit, für meine Freiheit…



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