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Wenn Opfer sich als TäterInnen fühlen - Ich kann nicht aggressiv sein, dann bin ich so wie die!


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Die Fesseln der Opferrolle – Aggression = Böse


Opfer von Gewalt, unabhängig auf welcher Ebene, speichern Aggressionen als etwas Negatives ab, da es gegen sie gelebt wurde und sie spüren, wieviel Zerstörung es in einem Menschen hinterlassen kann. Viele Betroffene leben eher ein depressives Leben. Sollten Aggressionen zu Vorschein kommen geschieht dies zumeist unkontrolliert oder in dem Rahmen, der ihnen vorgelebt wurde und sich unbewusst in ihnen abspielt – ja vielleicht sogar als ganz normal angesehen wird und schließlich sein Recht ist als ein Leben lang gedemütigtes Opfer. Dieser Mensch wurde nicht nur von seiner Familie gedemütigt, sondern sieht sich auch von der Gesellschaft in vielen Bereichen entsprechend behandelt.



Gibt es „gute“ Aggressionen?


Was denken Sie lässt Sie jeden Morgen aufstehen – Sie Ihren Alltag bewältigen?

Wie schaffen Sie es Ihre Depressionen auszuhalten?

Warum machen Sie immer weiter, auch wenn es sich vielleicht hoffnungslos anfühlt? Warum geht es weiter obwohl Sie sich innerlich eventuell schlapp und müde fühlen oder in sich das Gefühl tragen: ich will nicht mehr und ich habe bereits vor langer Zeit aufgegeben?

Was verleiht Ihnen die Kraft anderen zu helfen und das auch immer wieder, obwohl Sie sich selbst erschöpft fühlen?

Wie schaffen wir Menschen es Situationen zu meistern, die unmöglich scheinen?

All das machen wir, weil wir im positivsten Sinne „TäterInnen“ sind. TäterInnen kommt von Tat, von Machen, von Durchsetzen und um Dinge in die Tat umzusetzen, benötigen wir Kraft – unsere Lebenskraft und damit Aggression. Aggressionen sind Gefühle des Menschen, wie viele andere auch, die wir zum Überleben und für unsere Evolution brauchen.


Alle sagten es geht nicht, bis einer kam, der dies nicht wusste und es einfach machte!



Die zwei Seiten der Aggression: Aufbau und Zerstörung


Wir können mit Aggression etwas aufbauen oder etwas zerstören, es ist dieselbe Energie nur anders eingesetzt - und es ist eine Entscheidung. Wie bei allem ist das Maß oder auch die Dosis entscheidend. Wenn Sie das auf ein Gefühl wie Angst oder auch Trauer beziehen, wird dieses Prinzip ebenfalls schnell deutlich.

Was ich damit sagen möchte ist, dass alle Gefühle, die Sie in sich tragen eine Berechtigung und auch eine Aussage beinhalten. Nichts was Sie fühlen kann also falsch sein und kommt irgendwo her. Wenn Sie also aggressiv sind, werden Sie vielleicht so etwas denken und fühlen wie:

„Das ist schlecht!“

„Das ist nicht gut und das darf ich nicht!“

„Dann bin ich nichts Besseres wir die TäterInnen!“

„Ich habe Angst davor!“

„Ich darf nicht wütend sein oder gar hassen – und schon gar nicht Menschen, die mir nah stehen oder so nah gestanden haben wie die eigenen Eltern!“

und möglicherweise machen sich auch körperliche Symptome bemerkbar wie der berühmte Kloß im Hals.



Blockaden


Prägungen, Dogmen und natürlich die Verbote und abgespeicherten Ängste, die ein sexuell missbrauchter Mensch in sich trägt blockieren das gesunde Aggressionsgefühl, um seinem Leben eine größere Wendung zu geben und ihm selbst das Gefühl zu geben, er erreicht aus sich selbst heraus Veränderung.



Was bewirkt diese Stauung der Wut?


Diese gestaute und geballte Aggression schlägt in vielen Fällen in die Depression um. Die Gefühle kehren sich, durch die hohe, nicht gelebte Dosis wird aus dem gesunden, positiven Gefühl etwas Toxisches und Zerstörung. Diese Zerstörung wird gegen sich selbst, durch die Unterdrückung seiner Selbst und den damit verbundenen selbstzerstörerischen Gefühlen und Gedanken gelebt oder auch gegen andere, auf die der Unmut, die Schwere und die negative Lebenseinstellung projiziert und übertragen wird.


Natürlich kann dies, mit dem sich immer breiter in einem ausweitenden Gift, ein nicht auf Dauer ein ausreichendes Ventil sein. Reichen diese Wege also nicht mehr aus, da das Trauma von innen mehr und mehr Druck aufbaut, neue negative Erfahrungen hinzukommen und sich gleichzeitig unsere Lebenskraft, die nicht gelebt werden kann auch immer wieder in uns erneuert, kommt es zum berühmten Tropfen und der Mensch wird mehr und mehr isoliert, unkontrolliert aggressiv und verletzend. Dies reicht im schlimmsten Fall soweit, dass das verlorene, depressive Opfer zu einem der TäterIn wird, durch den es selbst so gewaltvoll, sexuell misshandelt wurde, da es den steigenden inneren Konflikt nicht mehr anders kompensieren kann und sich die Gefühle so entladen. Eine fatale und unbedingt zu vermeidende Entwicklung!


Nach diesem Gefühlsablauf, der sich durch die immer weiter fortgeführte Verdrängung und vermutlich auch weiteren Täterkontakt immer tiefer in Richtung (Selbst-) Zerstörung bewegt, wird einmal mehr deutlich wie sehr ein Mensch sich verlieren kann, wenn er seinen Gefühle nicht irgendwann ein bewusstes Ventil, einen konstruktiven Ausdruck verleiht.

Neben diesem fatalen Weg, der natürlich nicht zwangsläufig im "TäterIn – Dasein" münden muss, aber sich unbewusst im Umfeld durch die ein oder andere Hässlichkeit und Ungerechtigkeit zeigt, führt die Depression zur tiefen inneren Lähmung und der Suizid wird nicht mehr ausgeschlossen. Zusätzlich werden sich auch körperliche Symptome und auch manifestierte Erkrankungen ausbilden, da die verdrängten innerseelischen Konflikte sich gleichermaßen den Körper als Sprachrohr und Ausdrucksform suchen.


Ein echter Ausweg, den missbräuchlichen Gefühlen zu entkommen ist nicht möglich – aber jeder einzelne von uns entscheidet darüber wie er mit ihnen umgehen möchte.



Wie finde ich zurück zu meinen eigenen, gesunden Aggressionen?


Wenn ich dazu meinen Weg zugrunde lege: üben, üben, üben.

Als mir bewusst wurde, was mir meine Eltern angetan haben und viele andere auch, spürte ich zunächst den Schock, die Erleichterung darüber, dass ich endlich verstehen konnte woher meine ganzen Probleme kamen und natürlich Schmerz und Trauer.

Die Trauer zuzulassen war relativ leicht, schließlich war da das Ventil was meine Familie mir nicht zerstört hatte. Sie waren selbst depressiv, so dass es für sie angenehmer war, wenn ich ebenso depressiv war. War ich als Kind aggressiv und dies sich natürliche auch in Lebensfreude ausdrückte, wurde ich nicht nur durch sexuelle Übergriffe „auf Kurs“ gebracht, sondern auch durch die depressiv, unterschwellig aggressive Grundhaltung Zuhause. Dann gab es entsprechende Sanktionen, wie Schläge, Beschimpfungen und Maßregelungen, die mich zum Weinen brachten und dann war Ruhe. Heute weiß ich, dass meine Eltern es nicht ertragen haben, wie sehr ich ihnen ihr eigenes Kind von einst spiegelte und dass ich zu der Zeit schon stärker war und sie sich längst verloren hatten. Dieses Muster zog sich durch mein ganzes Leben und die Gewaltexzesse meiner Eltern verdrängte ich, um mein Leben zu ertragen und die Lernerfahrung war, dass aggressives, lautes und lebendiges Verhalten schlecht bis lebensgefährlich war.


Ich entwickelte mich also zwangsläufig zu einer "Ja - Sagerin", war extrem introvertiert und angepasst. Ziel war es: nicht aufzufallen und ich war verdammt zu einem Leben ohne Individualität, Freiheit oder Selbstbestimmtheit. #niewieder #jetzterstrecht


Nun ging es in der Aufarbeitung schließlich um die Wut, aber die spürte ich gar nicht. Es war mir noch nicht mal möglich leise das Wort „scheiße“ auszusprechen in Bezug auf das was mir angetan wurde. In anderen Situationen war dies möglich aber in Bezug auf meine Eltern, auf das was ich nun bloßstellte? Mich über all die so tief ins Unterbewusstsein geschlagenen Verbote und lebensbedrohlichen Ängste hinwegzusetzen, auch wenn ich heute dreißig Jahre älter war als damals? Unmöglich! Selbst diese Verbote und Ängste zu spüren, war nicht möglich.

Ich fühlte mich leer an der Stelle, mein Hals schnürte sich zu und ich war wie taub. So wie fast mein ganzes Leben fühlte ich mich taub und nicht da.


Eine lange Reise lag vor mir, mir die Wut wieder zu erlauben, die mir verboten und aus dem Leib geprügelt und gef... wurde. Zu erkennen, wie gut und befreiend dies war und dass mir heute nichts mehr passieren kann, wenn ich meine Gefühle und Gedanken in mir zulasse, war unbeschreiblich.

Ich kam nach und nach wieder bei mir an, in meinem Leben an.

Auch die Erkenntnis, die darin liegt, dass ich sehr wohl Rechte habe und ein freier und selbstbestimmter Mensch bin, der sich wehren und auch für seine Belange einsetzen darf, verschaffte mir eine Dynamik, an die ich schon nicht mehr geglaubt habe sie für mein Leben zu haben.


Die Stärke wiederzufinden, dass ich mich durchsetzen kann und dies nicht nur als „Eintagsfliege“ oder nach dem Motto: „Ein blindes Huhn…“, sondern mit dem wiedergewonnenen Glauben an mich selbst und der tiefen inneren Entscheidung, nie wieder Opfer zu sein oder gar im Ansatz in den Fussstapfen meiner TäterInnen zu wandeln, weil ich Mitmenschen unbewusst und aus der Verrohung heraus verletze. Die Öffnung zu den Gefühlen, die all die Jahre tief unter dem Trauma lagen ermöglichte es mir mich wieder selbst zu spüren. Es war großartig und dafür hat sich der Weg, den Schmerz und das Leid nochmals bewusst zu spüren, um innerlich aufzuräumen mehr als gelohnt. Denn ich habe nicht nur gelernt mich für mich durchzusetzen, Grenzen zu ziehen und zu wahren, sondern vielmehr auch über diesen Weg gesehen, wozu ich trotz allem im Stande war und wie stark ich immer war! Und in der eigenen Stärke lag und liegt die Angst der TäterInnen!



Sprengen der Ketten – Aggression als Befreiung


Nach und nach ging es mir nicht nur seelisch, sondern auch körperlich besser und ich fand für all die anderen Schwierigkeiten in meinem Leben die nötige Dynamik und Entschlossenheit auch hier aufzuräumen und mich von den missbräuchlichen Konditionierungen zu befreien. Ich fing an meine Gedanken und Gefühle auf den Prüfstand zu stellen und zu hinterfragen, ob das wirklich meine sein können oder ob es etwas mir von den TäterInnen Übergestülptes aus der Vergangenheit ist. Denn eines stand nun fest, alles was mir übergestülpt wurde, diente einzig und allein den TäterInnen und schadete mir. Es schützte sie und trieb mich immer mehr in die Verzweiflung und Depression und damit in ihre Arme und Abhängigkeit zu ihnen oder Trittbrettfahrern, die ihnen ähnelten. Und ich lebte nach der Regel: Wenn ich etwas fühle und denke, was schlecht für mich ist, gehört nicht zu mir!

Ohne den Zugang zu meinen Aggressionen, hätte ich den äußeren und inneren Teufelskreis nicht durchbrechen können.

Sei Du selbst!



Memo an Euch:


Ihr dürft wütend sein! - Selbstschutz


Ihr dürft und könnt Euch wehren, Notwehr ist im Grundgesetz verankert – Selbstverteidigung


Ihr müsst es sogar, wenn Ihr Eure Grenzen ziehen wollt. - Selbstsicherheit


Aggression ist unsere Durchsetzung in allen Lebensbereichen und hat uns überleben lassen - Selbsterhaltung


Aggression hilft Euch durch die Erfahrung Grenzen wieder aufzubauen, die Euch genommen wurden, sie dann zu halten und wenn nötig sie auch auszuweiten – Selbstsicherheit


Aggression gibt Euch die Fähigkeit zurück Eure Kräfte kennenzulernen, auszubauen und auszuloten - Selbstvertrauen


Wut und Aggression ist etwas Gutes und Natürliches, wenn es kontrolliert und bewusst gelebt wird - Selbstbewusstsein


Aggression ist Kraft und hilft uns uns zu schützen, auf uns aufzupassen und aus unseren Erfahrungen zu lernen - Selbstfindung


Aggression hilft uns uns selbst zu behauten und uns selbst leben – Selbstbehauptung


Ich habe mir zur Unterstützung und zur Bewusstmachung kleine Haftnotizen mit solchen oder auch anderen Memos an mich selbst an den Badezimmerspiegel oder in der Wohnung allgemein geheftet.

Steter Tropfen eben. :)


Zu oft haben wir gehört, was alles nicht gut ist für uns und nun sind wir es selbst, die uns ebenso oft sagen müssen, wie unser Leben für uns richtig funktioniert und wie es unserem Empfinden und unserer individuellen Persönlichkeit entspricht.


Wir sind 24h am Tag mit uns zu zusammen und heute, da wir erwachsen geworden sind, sind wir der Chef / die Chefin in unserem Leben und wenn wir es nun schaffen uns zu der positiven Mutter und zu dem positiven Vater in uns zu entwickeln, den Eltern also, die wir uns immer gewünscht haben, finden wir über unsere innere Durchsetzung nicht nur unser Leben zurück, sondern auch die Liebe zu uns selbst – Selbstverantwortung, Selbstachtung, Selbstwert und Selbstliebe.

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