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AutorenbildEl Faro Berlin

SEXUELLER MISSBRAUCH UND DIE SEXUELLE INDENTITÄTS-ENTWICKLUNG DES OPFERS

Aktualisiert: 15. Aug.

TRIGGERGEFAHR! 


Wie Eltern als SexualstrafttäterInnen die Sexualität ihrer Opfer manipulieren und für ihr weiteres Leben auf fatale Weise prägen



Ein komplexes und doch so wichtiges Thema im Leben eines Menschen, der zu Kindheitstagen und über Jahre und Jahrzehnte sexueller Gewalt und Demütigung ausgesetzt war. Um eine gute Basis zum Verständnis aufzubauen, muss ich ein wenig ausholen.

Wenn man sich einen Vater oder eine Mutter vorstellt, wie er oder sie das eigene Kind sexuell missbraucht, sprengt dies in aller Regel den in uns von Natur aus angelegten Schutzrahmen, wie mit einem Kind von elterlicher Seite umzugehen ist. Jedoch müssen wir uns, wollen wir die Auswirkungen und Folgen der langjährig angelegten sexualisierten Gewalt im Leben eines Betroffenen nachvollziehen und erklären können, in die Abgründe der pervertierten Seele eines Täters oder einer Täterin hineinbegeben. 

Von Natur aus ist der Mensch mit Scham- und Schuldgefühlen ausgestattet, die jeden Menschen, egal wie alt und ausgebildet er bereits ist, davor schützen soll, grenzüberschreitende Handlungen zu vollziehen oder erleben zu müssen. In diesem Fall von inzestuöser Übergriffigkeit ist diese Schwelle seitens des Täters oder der Täterin in einem unaussprechlichen Maß überschritten und diese von Natur gegebene Hemmung wird im schlimmsten Falle gar nicht mehr von diesem wahrgenommen. Die Wahrnehmung, dass es sich im Falle von sexualisierter Gewalt seinem eigenen Kind gegenüber um ein ihm anvertrautes, von ihm abhängiges Lebewesen handelt, welches er hegen, pflegen und beschützen soll, ist nachhaltig und massiv gestört, wenn überhaupt noch vorhanden. Es obsiegt die Triebhaftigkeit und der Wahn, seine eigenen gestauten, nicht verarbeiten sexuellen Gefühle und Fantasien an eben jenem Kind abzuleben. Ein Negativventil in Form einer pervertiert, pathologischen Beziehung wird vom Täter / der Täterin für sich geschaffen.

Aber schauen wir uns zum besseren Verständnis die Entwicklung eines Menschen von Beginn an, die Prägung und die Negativ-Konditionierung des Kindes auf die pathologische Sexualität des ihn sexuell missbrauchenden Elternteils. Hierfür nehmen wir uns die Entwicklungsphasen nach Sigmund Freud zu Hilfe. 

Von Natur aus ist jeder Mensch mit Lustzentren, die eine Triebhaftigkeit beherbergen, ausgerüstet. Wir sprechen hier von unserem Mund, dem Anus und unserem Genitalbereich. Unsere dazugehörigen Triebe sind lebensnotwendig, da wir Essen und Trinken, auf die Toilette gehen und auch unsere Art erhalten müssen - und dies im Besten Falle mit einer Form von Genuss.

Auf der Sexualität liegt ein besonderer Schwerpunkt, da sie einen komplett neuen Menschen entstehen lässt und somit die stärkste Kraft ist, die in uns wohnt. Nach Sigmund Freud dient diese Kraft neben der Fortpflanzung auch unserer kompletten Lebensenergie, um unsere Art zu erhalten, eine Energie, die Fortschritt, Weiterentwicklung in allen Bereichen des Menschseins und den Alltag möglich macht. 

Sind Kindheit und Jugend abgeschlossen, wird in dem jungen Erwachsenen der ebenfalls natürliche Wunsch oder die Frage wach, sich fortzupflanzen und Kinder großzuziehen. Auch hier hilft die Natur mit Hormonen und unseren Lustzentren, dass wir als Mütter und Väter einen Beschützerinstinkt, ein Wohlgefühl, Erfüllung und Glück im Heranwachsen unseres Kindes spüren. Dieses Gefühl soll uns durch die Höhen und Tiefen der Entwicklung unseres Kindes und auch des Elterndaseins tragen, leiten und uns helfen, uns selbst weiterzuentwickeln. Weiterentwicklung über unsere bisherigen Grenzen hinaus, um unsere Lebenserfahrung an unsere Kinder weiterzugeben.

Kommt das Kind zur Welt, ist es selbstverständlich schon von der Schwangerschaft und den Gefühlen, die es im Mutterleib aufnimmt, geprägt. Im Alter von null bis einem Jahr ist der Mund das wichtigste Lerninstrument des kleinen Säuglings - die orale Phase. Sein Tag besteht vorwiegend aus Essen und Schlafen.

Sein Essen bekommt er idealerweise durch das Stillen an der Mutterbrust. Hierbei wird das Urvertrauen, welches sich in dieser Phase entwickelt und weiter festigt, durch die Nähe, Liebe, Körperlichkeit und Geborgenheit zur Mutter entsprechend geprägt. 

An dieser Stelle sei festgehalten, dass dieser kleine Mensch noch kein voll ausgebildetes Gehirn hat und er einzig und allein über die Aufnahme der Gefühle sein Leben und sein Umfeld verstehen lernt. Dies ermöglicht ihm auch, im Heranwachsen so vieles in so kurzer Zeit zu erlernen. Er lernt unter anderem den zwischenmenschlichen Umgang, Laufen, Sprechen, Riechen, Spüren, Hören, Denken und eine oder mehrere komplette Sprachen. Eine Fähigkeit, die wir als Erwachsener leider verloren haben und mehr und mehr dadurch verkennen, dass unser ganzes Leben von Gefühlen gelenkt und geleitet wird, die wir genau zu dieser frühkindlichen Zeit tief in unserem Unterbewusstsein abgespeichert haben, die uns so nachhaltig und scheinbar unumkehrbar zu dem Menschen gemacht haben, der wir heute sind und der sich nicht selten mit seinen Problemen und damals entstandenen Defiziten in der permanenten Wiederholungsschleife gefangen sieht.

Aber zurück zur oralen Phase, die die erste Stufe unseres Fundamentes darstellt. Viele Mütter haben ein Problem mit dem so wichtigen Stillen. Ganz klar kommt bei der Kindererziehung und allem, was dazugehört, die Prägung und die Biografie der Mutter und des Vaters selbst zum Tragen. Wenn also die Mutter in ihrem Leben oder gar in der eigenen Kindheit und Jugend Gewalt, Vernachlässigung oder sogar sexualisierte Gewalt erlebt hat, werden sich diese tief im Unterbewusstsein verborgenen Gefühle jetzt wieder zeigen, da sie durch das Kind mit sich selbst konfrontiert wird. Gleiches gilt auch für den Vater, jedoch kommt der stillenden Mutter in diesem Punkt ein besonderer Faktor zu. So kann es geschehen, dass sie ohne ihr bewusstes Zutun sexualisierte Gefühle beim Stillen des Kindes empfindet und damit auch übertragen kann. Der gesunde Saugreflex des Kindes, der von beiden Parteien mit einem lustvollen Gefühl belegt ist, den das Kind zur Weiterentwicklung benötigt und dieses Kind in dieser Phase eine Einheit mit der Mutter bildet, ist gestört durch die unverarbeiteten sexualisierten Gefühle der Mutter. Eine weiterführende Frage ist, welche Gefühle dieses Bild möglicherweise beim Vater auslöst. 

Im Folgenden eine kurze Zusammenfassung der wesentlichsten Punkte, die im Groben zeigen soll, wie die Abläufe sind. Natürlich wird nicht alles erfasst und ich möchte erneut auf den Blickwinkel der Selbstbetroffenheit aus dem Kontext familiäre sexualisierte Gewalt und der gesammelten Erfahrungswerte hinweisen, als auch darauf, dass ich mir nicht anmaße, dem Anspruch von wissenschaftlicher Validität oder der individuellen Differenzierung jedes persönlichen Schicksals zu entsprechen.

 

Zusammenfassung:

  • Stillen ist ein gesundes lustvolles Gefühl zwischen Mutter und Kind und erklärt, warum Menschen auch als Erwachsene der weiblichen Brust eine große Bedeutung geben – dieses Gefühl hat jedoch nichts mit der Sexualität zwischen Erwachsenen gemeinsam.

  • Aufgrund des eigenen unverarbeiteten Opferdaseins reagieren die Eltern jedoch mit undifferenzierten und unkontrollierten sexuellen Gefühlen.

  • Gibt es keine Hemmung mehr, wird das einstige Opfer zum TäterIn - das Kind wird zum Ventil.

  • Der Busen einer Frau wird im weiteren Leben zum Trigger der unverarbeiteten sexualisierten Gewalt und damit steigt die Wahrscheinlichkeit erneut, durch TäterInnen zum Opfer zu werden oder auch, wenn man der gestauten Gefühlswelt in sich, wie hier z.B. durch eigene Kinder, nicht mehr standhalten kann.

  • TäterInnen interpretieren unbewusste Blicke und Gefühle aus dem Trauma heraus als Einladung und haben ein Gespür für ihre Opfer.

  • TäterInnen nutzen den Saugreflex und das fehlende Bewusstsein des Kindes aus, indem sie die orale Befriedigung bei ihm suchen und das Kind dies als „normal“ erfährt.

  • Der Saugreflex des Kindes wird missbräuchlich ausgenutzt, denn für das Kind ist Saugen, das orale Erfassen des Umfeldes, ein wichtiges Lerninstrument.   Merke: Das Kind ist in einem Entwicklungsstadium, in dem es noch nicht einmal sprechen oder denken kann.

 

Die Schäden sind entsprechend dramatisch, da die sexuell gesteuerten Gefühle des Vaters oder der Mutter in das laufende Entwicklungsstadium und darüber hinaus „eingebaut“ werden, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern. Selbst in diesem Alter sind der pervertierten Sexualität der Eltern keine Grenzen gesetzt und hier sind lediglich Beispiele aufgeführt. Bedenken wir: TäterInnen fangen da an, wo jeder gesunde Mensch durch seine natürlichen Hemmschwellen aufhören würde.

Im weiteren Verlauf kommt das Kind nun in die anale Phase, die sogenannte Trotzphase. In dieser Zeit ist die Lernaufgabe für das Kind, sich von der Mutter, insbesondere auf die Stillphase bezogen, abzunabeln und auf unterschiedlichste Weise den eigenen Willen zu entdecken. Dies wird unter anderem über die nun vorhandene Entscheidungsgewalt der eigenen Ausscheidungen sichtbar.

Wird an dieser Stelle sexualisierte Gewalt oder auch andere Formen von Gewalt ausgeübt, wird klar, dass dieser Mensch Schwierigkeiten haben wird, sich im Leben durchzusetzen, da sein Wille gewaltsam gebrochen wurde.

Durch das Heranwachsen des Kindes wird dem Täter oder der Täterin vermehrter „Spielraum“ zum Ausleben seiner Macht und Fantasien gegeben, da es in sich größer und stabiler wird. Selbst die Ausscheidungen des Kindes können auf den Täter oder die Täterin erregend wirken.

Letztendlich ist das Kind des Täters oder der Täterin Spiegel seiner selbst und der oder die TäterIn lebt das eigene Erleben an ihm ab, da kein gesunder Umgang durch Aufarbeitung des eigenen Traumas erfolgt ist und damit kein anderes „Gefühlsprogramm“ bzw. Ventil für die kranke und gestaute Gefühlswelt in ihm vorhanden ist. Er oder sie spürt, was mit ihm geschehen ist und kann den Druck, den Trieb nicht steuern, was ihn zusätzlich in Wut und Hass versetzt. Sie oder er spürt den inneren Konflikt und die Schwelle, die er oder sie zu überschreiten droht, bis auch diese Schwelle nicht mehr vorhanden ist und die innere Kapitulation zur Identifizierung mit dem Täterdasein erfolgt ist.

Wichtig: Jeder erwachsene Mensch hat die Macht der Entscheidung und ist dieser Wiederholung seines eigenen Dramas an seinem eigenen Kind nicht ausgeliefert und kann diesen Teufelskreis stoppen, indem er sich Hilfe holt und zu den Schatten seiner Vergangenheit steht und diese Kräfte kontrollieren und transformieren lernt. Hierfür muss er sich jedoch seinem Opfer in sich stellen und den Weg zum Ursprung zurück gehen, um die Mechanismen zu begreifen – so wie wir es als Betroffene und LeserInnen dieses und ähnlicher Bücher und anderer Formen der Auseinandersetzung mit dem Thema tun.

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