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Erwachsen werden - von der Bewusstwerdung von Stärke + der Verantwortung dem inneren Kind gegenüber


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Erwachsen sein und werden

Betroffene von sexualisierter Gewalt durch die eigene Familie haben, durch ihr Erleben zu solch frühkindlicher Zeit, nicht lernen können, wie sie mit unterschiedlichsten Alltagssituationen adäquat umgehen können.

Der tief verwurzelte Überlebensmodus als Normalität für ein Kind

Dies hat natürlich unterschiedliche Gründe.

Je nach Beginn und Entwicklungsphase des Kindes und je nach Dauer und Intensität der sexualisierten Übergriffe, können sich natürliche Schutz-, Abwehr- und Selbstbehauptungsmechanismen ua. gar nicht erst entwickeln und sind, durch die massive, lebensbedrohliche Prägung der Eltern entsprechend, auf Überlebensmodus entwickelt.

Ein Kind, welches frühkindlich derartige Gräueltaten durch die eigenen Eltern erleben muss, ist in seinem Urvertrauen zerstört und wächst weitestgehend isoliert von sich selbst auf. Es ist gezwungen sich für sich und seine Umwelt zu verschließen, will es überleben. 

Über die Jahre und Jahrzehnte, die der Missbrauch aller Wahrscheinlichkeit anhält, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht einschneidend verändern, nehmen diese, im Unterbewusstsein tief verwurzelten und auf Dauer mehr und mehr zerstörerischen Mechanismen, immer drastischerer Formen an. Und zwar auf allen Ebenen, die unser Menschsein ausmacht und im Hinblick auf ein, sich in der Entwicklung befindlichen Kind selbstverständlich umso einschneidender und für dieses noch schwerer umkehrbar, da es als "normal" für diese, seine Welt empfunden wird.

Unser Kind als KriegerIn

Dieser kleine, höchst sensible, heranwachsende Mensch ist in dieser Zeit bereits ein Überlebenskämpfer und gefordert allen bösartigen und zerstörerischen Attacken auf ihn, nicht nur Stand zu halten, sondern sie vielmehr auch in seinen Möglichkeiten maximal auszugleichen. Eine unglaubliche Herausforderung, dessen Ausmaß ebenso verdrängt wird, aber unsere Stärke und unseren wahren, unbändigen Lebenswillen zeigt.

Hier bilden sich Angststörungen, Minderwertigkeitskomplexe, Unsicherheiten und vieles mehr aus und lassen den erwachsen gewordenen Menschen hierher abrutschen, wenn gegenwärtig bestimmte Situationen ihn an dieses Erleben erinnern. Er fällt auf das ursprünglichste in ihm zurück und ist zurück katapultiert auf das Kind von einst, mit dem er keinen adäquaten Umgang durch fehlende Vorbilder lernen konnte.

Durch elterliche Konditionierungen und Manipulationen verdammt zum EinzelkämpferIn

Da die Eltern die Erziehungsberichtigung und unkontrollierten Zugriff für ihre Straftaten haben und demnach natürlich auch steuern wie, ob und in wieweit Hilfe und Gegenwind von außen möglich wird, gerät ihr Opfer immer mehr in die innere und äußere Isolation. Ein Austausch zu anderen Menschen wird auf unterschiedlichste Weise unterbunden und auch durch psychologische Manipulationen manifestiert,  wie zum Beispiel: " Du bist ein schlechter Mensch, mit Dir will keiner etwas zu tun haben!", "Dir wird niemand glauben!", "Die sperren Dich weg!" oder andere Konditionierungen, die die Eltern dem Kind ohnehin jeden Tag entgegenbringen und ihm durch die Schuldumkehr und die Abhängigkeit zu ihnen Angst machen.

Eigene Gefühle werden in einem inneren Safe zwischengelagert und tief verschlossen, mit dem erzwungenen Kompromiss nur halb zu leben

Dies sind selbstverständlich nur einige Punkte bei diesem derart komplexen Thema. Jedoch wird hierüber verständlich wie es zu der extremen Anstauung der verdrängten und verloren gegangenen Gefühlswelten eines Betroffenen kommt. Diese Anstauung ist wichtig zu verstehen, da sie nicht nur erklärt, warum dieser Mensch nur zu Hälfte leben kann, sondern auch warum er beim Aufbrechen des Traumas einen so tiefen innerlichen Absturz und Zusammenbruch erlebt.

Der Schutzmechanismus der Verdrängung hilft ihm über die Zeiten der Gewalttaten hinweg und erreicht der Mensch eine Ebene in seinem Leben auf der er sich erholter und maximal sicher fühlen kann - oder das sprichwörtliche "Fass" ist voll - gibt die Seele die Erinnerungen frei und nichts ist mehr so wie es war. An diesem Punkt kommt ein betroffener Mensch nicht mehr umhin als hinzuschauen und ist erschrocken wie kindlich, hilflos und irrational er sich plötzlich verhält und scheinbar die Kontrolle über sich und sein mühselig aufgebautes und kompromissdurchzogenes, oft stark eingeschränktes Leben verliert.

Aber ist dies wirklich ein plötzlich auftretendes Verhalten?

Blickt man als Außenstehender auf dieses schreckliche, nicht in Worte zu fassendes und unerträgliche Schicksal ist recht deutlich erkennbar, dass es sich um Gefühle und Verhaltensweisen handelt, die zuvor schon da waren und dem Betroffenen, durch das Wegfallen oder Schwinden der Verdrängungsfähigkeit, mehr und mehr bewusst wird.

Je stärker die Fähigkeit die Dinge aus dem Bewusstsein zu drängen, auch mittels unterschiedlichster Kompensationsmöglichkeiten, schwindet, desto unmittelbarer wird das innere Kind und damit das Trauma und die Realität sichtbar.

Ein Schock - selbstverständlich - aber eine bittere Notwendigkeit, um nicht weiter ein Leben in der täterkonditionierten und lebensbedrohlichen Illusion zu leben. 

Wenn das nicht beachtete und zurückgelassene innere Kind zur Lebensbedrohung wird

Die Lebensbedrohung findet, wie die meisten Betroffenen sicher bestätigen werden, auf unertschiedlichste Arten statt.

Es ist die seelische Ebene, die einem die oktroyierte Gefühlswelt der TäterInnen durch posthypnotische Befehle, Introjektionen und Konditionierungen immer wieder nagend und bohrend vor Augen führt und den Menschen psychisch an den Rand des Wahnsinns, erneut in die Fänge der TäterInnen und ihrer Trittbrettfahrer oder gar in den Suizid treibt. Die geistige Ebene, die diese Gefühlswelt mit den entsprechenden Gedanken und irrationalen, weil auch aus der kindlichen Naivität heraus geborenen, Verhaltensweisen auf fatalste Weise untermauert.

Und zu guter Letzt ist es die körperliche Ebene, die diesen seelischen und geistigen Konflikt, der zumeist in weiten Teilen unterbewusst stattfindet, durch oft autoaggressive Erkrankungen psychosomatisch sichtbar macht und auch hier nicht selten den Tod fordert. 

Der unglaubliche Lebenswille und die Kraft eines sexuell missbrauchten Menschen, der am wenigsten an sich glauben kann

All diese bewussten und unterbewussten Gefühle laufen in einem sexuell missbrauchten Menschen permanent ab und es ist eigentlich unvorstellbar, was dieser Mensch alles zu bewältigen hat und erklärt mit dem Blick auf die Taten, warum selbstredend psychische, geistige und körperliche Schäden davongetragen werden. Eine Leistung, die einem Extremsportler auf seelischer, geistiger und körperlicher Ebene gleichkommt und sich kaum in Worte fassen läßt. 

Die Präsenz des inneren Kindes und der später nutzbare Gefühlsradar, um uns im Heute zu schützen und zu leben

Durch die Bewusstwerdung des inneren Kindes, des Zeitpunktes des ursprünglichsten Traumas also, als alles begann und an dem der sich in der Entwicklung befindliche, kleine Mensch sich bereits verlassen und innerlich zurückziehen musste, steht der nun erwachsene Mensch vor der Herausforderung sich diesem verängstigten und verstörten Kind anzunehmen und es als ein Teil von sich anzunehmen. Es prallen Welten aufeinander und die Überforderung ist riesig, da man nie gelernt hat, wie es ist ein positiver Elternteil zu sein, geschweige denn nun beides, Mutter und Vater, für dieses schreiende, trotzige, übersensible und hochgradig verängstigte Kind in einem zu ersetzen. 

Sicher ist hier der erste Schritt die Akzeptanz dessen, dass niemand vor seiner Realität wirklich weglaufen kann und ein echtes und vor allem sicheres Leben nur ohne weitere Lügen und verstecken vor sich selbst möglich werden kann. 

Und wie soll ein Mensch aus seinen Erfahrungen lernen sich zu schützen, wenn er die größte Verletzung seines Lebens in sich selbst verstecken muss?

Solange die Dramatik des Missbrauchs in einem versteckt wird, solange werden es TäterInnen schaffen das innere Kind in einem zu erreichen, da kein Schutz durch sich selbst aufgebaut werden kann. 

Sich Hilfe zu suchen bedeutet Verantwortung für sich selbst zu übernehmen

Natürlich braucht es Hilfe, um die Komplexität des Ganzen in sich zu verstehen und den Zuspruch, um den Mut und die Kraft in sich zu finden sich seiner Wahrheit zu stellen. Dies ist ein wichtiger Schritt in dem man für sich da ist und damit den Schutz für sich entwickelt, der durch eine Mutter oder einen Vater gegeben wird. 

Der Schmerz darüber diese Menschen nicht für sich und sein Leben gehabt zu haben ist unermesslich und wird vermutlich nie ganz verschwinden.

Jedoch ist es hier wichtig zu erkennen, dass die Eltern, die man hatte, sich nie wie solche verhalten haben, sondern MissbraucherInnen, TäterInnen und VergewaltigerInnen gewesen sind - StraftäterInnen und psychisch kranke Menschen also, deren Aussagen und Gefühlsverträge für uns nicht mehr gelten und die uns aufgezwungen wurden, da wir als ihre Kinder in ihre Welt hineingeboren wurden.

Wir sind keine Kinder mehr und niemand steht mehr über uns außer wir selbst

Heute jedoch, nun wo wir erwachsen und selbst für unser Leben verantwortlich sind, eigene, freie und selbstbestimmte Entscheidungen treffen können, dürfen und müssen wir diese Konditionierungen innerlich loslassen und mit aller Macht in uns bekämpfen und abwehren. Unsere eigene Mutter und unser eigener Vater in uns ist mit unserem Trotz, der Wut und dem Hass in uns, aber auch mit dem Verständnis und der Liebe zu uns selbst, unserer Schutzschild, welches wir weiter und weiter mit Hilfe aufbauen, um nicht nur Stabilität zu erreichen, sondern auch um eine permanente Abwehrbereitschaft allen Manipulations- und Übergriffsversuchen gegenüber zu entwickeln und uns selbst lieben und achten zu lernen.

Liebe und Respekt uns selbst und unserem Schicksal gegenüber befähigen uns den langen und beschwerlichen Weg zu uns selbst zurück zu gehen, um der Mensch zu sein, der wir immer tief in unserem Herzen waren.

Wollen wir leben, ist es wichtig uns unsere Freiheit und unser Leben zurückzuerobern und natürlich reden wir hier von einem Prozess und einer Entwicklung, die Zeit, Geduld und Kraft erfordert. Es wird Fehlversuche, Misserfolge und Rückschläge geben, aber auch dies ist eine Erfahrung von vielen, die uns im Leben immer wieder begegnet, die uns wachsen und uns weiterentwickeln läßt - und vor allem sind dies Erfahrungen, die wir bereits als Kind durch unsere Eltern hätten lernen sollen.

Aus unserem Erwachsenen Stabilität und Widerstandsfähigkeit bewusst nutzen und neu lernen

Ebenso gehört Kritikfähigkeit, ehrliche Selbstreflexion, eine realistische Wahrnehmung für und uns andere, die Fähigkeit sich nicht nur wieder für sich selbst, sondern auch für andere zu öffnen dazu. Also viele Dinge, die wir versäumt haben zu lernen, aber nicht wegen uns, sondern durch die Umstände in denen wir Überleben mussten und dies unsere volle Kraft und Aufmerksamkeit erforderlich machte.

Unser Erwachsensein bietet uns die Möglichkeit uns sicherer zu fühlen, da wir allein schon von der Körpergröße allen Tätern der Welt auf Augenhöhe begegnen können. Es ist unsere kindliche Gefühls- und Erfahrungswelt, die uns glauben läßt, wir seien ebenso wehr- und hilflos wie damals und hätten keine Chance oder auch keine Kraft. 

Schütze Dich davor zu vergessen wer Du wirklich bist!

Jeder einzelne von Euch, der dieses entsetzliche Schicksal des sexuellen Missbrauchs mit mir teilt, hat dem Tod mehr als einmal ins Auge gesehen und sich sicher an der ein oder anderen Stelle eben diesen gewünscht, aber Ihr seid, wie ich und viele andere auch hier und lest diesen Text, beschäftigt Euch mit dem Thema, was gesellschaftlich immer noch ein Tabu ist, auch wenn vieles passiert. Ihr habt überlebt und alles dafür getan, um an dem Punkt zu stehen wo Ihr steht. Sicher ist längst nicht alles gut, geschweige denn perfekt, aber doch vieles besser als damals oder? Was habt Ihr alles, dem Missbrauch zum Trotz erreicht? Sei es die Ausbildung, der Beruf, Eure Herzlichkeit und Menschlichkeit, die eigene Familie oder die besonderen Fähigkeiten, die Eurer Umfeld an Euch schätzt und vieles mehr. Das wart Ihr und ist Euer Kampf gewesen!

Vergesst nie, wie stark Ihr seid, wenn Ihr Euch beispielsweise vergleicht mit einem Menschen, der zu seinem Glück hoffentlich nicht dieses schlimme Schicksal teilt und der noch nicht einmal eine Geschichte aus Eurem Leben ertragen kann, da es für ihn, mit seiner Erfahrungswelt verständlicher Weise unerträglich ist. 

Allein das zeigt, dass Ihr längst erwachsen geworden seid und lasst Euch nicht von Eurer Vergangenheit täuschen. Sie ist wichtig, um zu verstehen, zu erkennen, sich zu schützen und sich seelisch, geistig und körperlich, und damit auch im sozialen Umfeld, auszuheilen zu können und Symptome zu lindern.

Eure Lebensqualität ist also entscheidend davon abhängig, wer Ihr glaubt zu sein und ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass es sich mehr als lohnt und dass es zu schaffen ist. Selbst die scheinbar kleinen Schritte haben eine große Auswirkung auf Eure Lebensqualität und ich möchte Euch aus ganzem Herzen Mut zu sprechen an Euch zu glauben, Euch nicht mehr vor Euch selbst zu verstecken und Euer Leben mehr und mehr selbstbestimmt in die Hand zu nehmen ohne jemals noch ein einziges Mal auf die Gefühle und Gedanken derer zu hören, die auf so schändliche Weise mit Euch umgegangen sind. Ihr seid es nicht nur mehr als wert, sondern die Welt braucht Euch auch als diejenigen, die wiederum anderen Hoffnung und Zuversicht geben, damit sich etwas ändern kann. 



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