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AutorenbildEl Faro Berlin

​​​​​​​Was wenn Papi´s Prinzessin aus ihrem Dornröschenschlaf aufwacht?

Ein Erfahrungsbericht und das Schicksal von vielen!


Hallo liebe FollowerInnen und Interessierte, heute möchte ich Euch ein wenig von mir erzählen und von so vielen, die dieses Schicksal teilen. An dieser Stelle sei sicherheitshalber für einige darauf hingewiesen, dass es möglicherweise zu Triggermomenten kommen kann.

Papis Prinzessin, das war ich - so wie viele.  Sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch, Sexsklaverei und Hausprostitution hat viele Gesichter und zieht sich durch all unsere gesellschaftlichen Schichten. Die Illusion der scheinbar funktionierenden Familie, mit einigen "Schönheitsfehlern", die es ja bekanntlich in jeder guten Familie gibt, wird mit aller Macht aufrechterhalten. Dies geschieht nicht nur durch die Scham- und Schutzgefühle des Betroffenen, sondern wird dem Kind mit brachialer Gewalt eingebläut und mit folgenden posthypnotischen Befehlen belegt: "Du gehörst mir!", " Das machen alle Mamis/Papis mit ihren Söhnen/Töchtern, weil sie sie besonders lieben! Aber reden darfst Du darüber nicht! Es ist unser Geheimnis, ja?" " Wenn Du was sagst, dann tue ich Deiner Schwester weh." "Du kommt ins Heim!" "Dir wird eh keiner glauben!" "Die erklären Dich für verrückt und Du kommst in die Klapse!" usw.  Diese Liste ist beliebig zu erweitern und man kann sich vorstellen wie leicht ein kleines, von seinen Eltern abhängiges, ja schon hörig gemachtes Kind, reagiert und was aus ihm wird, wenn diese tiefenpsychologische Manipulation, die durch die sexualisierte Gewalt ihren absoluten Höhepunkt findet, über Jahre und Jahrzehnte durch die eigene Familie fortgesetzt wird. Dass dieser junge Mensch sich natürlich auch gewehrt hat, im Rahmen seiner Möglichkeiten, dass er sich ganz sicher auf seine Weise Hilfe gesucht hat, steht fest. Jedoch fehlt vielen Betroffenen das Bewusstsein dazu, da die Verknüpfung zur ursprünglichen Tat, ist sie doch zu schmerzhaft, fehlt.  Die logische Schlussfolgerung ist, dass der Betroffene Mensch diesen Weg zum Ursprung gehen muss, um sein Verhalten und seine konditionierten Automatismen auflösen zu können - er kommt also um eine Konfrontation, die unbedingt begleitet stattfinden sollte, nicht umhin.  Geht man diesen Weg nicht bewusst, so wird irgendeine Lebenssituation diesen tief in einem gärenden Vulkan mit dem berühmten Tropfen, zum Ausbrechen bringen. Diese "Lebenssituation" ist aus meiner persönlichen Erfahrung und auch durch die ehrenamtliche Tätigkeit hier im Opferschutzverein, weiterhin bestehender Täterkontakt gespickt mit weiteren Übergriffen, Vergewaltigungen und Demütigungen. Die Pein geht also weiter und die inneren Schutzmechanismen der Verdrängung greifen irgendwann nicht mehr und kollabieren früher oder später. Wie viele habe ich mein inzestuöses Verhältnis, welches bis in mein Erwachsenenalter hineinging, zu meinem Vater versucht zu verdrängen - 30 Jahre ist es mir gelungen.  Was blieb: Depressionen, Ängste, Neurodermitis, starke Verdauungsbeschwerden, zwischenmenschliche Probleme, zum Teil neurotisch psychotische Züge in meinem Verhalten bis hin zu Suizidgedanken und totalem Zusammenbruch.  Ich brachte meine ganze übrig gebliebene Kraft auf, um den Zugang zu meinem "Doppelleben" unter Verschluss zu halten - so wie es sich für die brave, mit pervertierten, bestialischen und sexualisierten Gewalttaten und natürlich auch Nahtoderfahrungen eingeschüchterte Tochter zum Schutz der Familie gehörte und wie es auch schon meine Eltern mit ihren Großeltern usw. usw. hielten.  In der Schule wurde ich immer mal wieder auf meinen scharfen Mundgeruch angesprochen, den ich durch Zähneputzen nicht wegbekam. Jungs interessierten mich nicht, da ich ja schon meine große Liebe in meinem Vater finden sollte.  Einem Vater, der seiner Mutter hörig war und die ihn auf gleiche pervertierte Art liebte. Ein Vater, der es für wahre Liebe hielt, der mich zu seiner Frau formen wollte, der in seiner verqueren und völlig entrückten Wahrnehmung mich am Liebsten heiraten und Kinder wollte, ein separates Leben mit mir führen wollte. Er kam so gut wie jede Nacht in mein Zimmer und das von klein auf an. Als ich zwölf war, lag er, nachdem er mich vergewaltigte - aus seine Sicht "liebte" - weinend in meinen Armen und entschuldigte sich für das was er mir antat und dass er nicht anders könne und er so glücklich ist, dass es mich gibt. Da mir keine Wahl blieb und er mein Leben durch Angst und Schrecken bestimmte, tröste ich ihn. Ich versuchte mein Leben zu sichern durch Verdrängung und einer Form von Mitmachen, in der stillen Hoffnung es würde dann nicht so schlimm werden und um mir im Ansatz das Gefühl zu geben ich kontrolliere die Situation etwas mit.  Viele werden sich hier wiederfinden können. Ich war für meinen Vater die Frau für alles: Therapeutin, Domina, Prinzessin, Lebenspartner, Freund und Kumpel. Ich war sein Ventil für seinen erlebten Inzest mit seiner Mutter und seinem Vater, den er nie bereit war aufzuarbeiten, die Abladestation für Frust, Schmerz, Zorn und Trauer, der Ausgleich zu Geborgenheit, Liebe und zuhause.  Er war hochgradig depressiv, hat gerne getrunken und starb im Alter von 60 Jahren an Darmkrebs.  Meine Aufarbeitung konnte beginnen, meine Seele brach auf.  Mein Glück war es nun, dass er tot war, so dass ich keine Bedrohung von seiner Seite zu erwarten hatte. Dies hieß allerdings nicht, dass ich wirklich sicher war, trug ich doch die ganzen konditionierten Mechanismen in mir. Vorherige Ausbruchsversuche, die ich auf immer subtiler werdende Art gestartet habe, wurde von ihm aufs Schärfste vereitelt. Er folgte mir überall hin als ich wegzog und die Qual ging weiter - wie in den meisten Fällen.  Und wie in den meisten Fällen, verdrängte ich die Taten, klammerte mich verzweifelt und in letzter Kraft an meinen Versuch ein neues Leben zu beginnen. Ein Versuch, der mich fast mein Leben gekostet hätte, da die massiver werdenden Übergriffe von ihm Sanktionen und Drohungen waren, um mich nach Hause zu ihm zurückzuholen. Zurück, um ihm wieder gefügig zu sein, seine Existenz zu sichern und vor allem um zu Schweigen! 

Täter haben eine Menge zu verlieren und leben durch ihr Opfer, deswegen ist es ein naiver Irrglaube und eine Illusion zu denken, Missbrauch hört irgendwann von alleine auf. Unsere Erfahrungen, nach 30 Jahren in diesem Thema sprechen eine deutliche Sprache: Nein, er hört nicht auf, wenn man als Betroffener nicht den Teufelskreis, der dann auch noch von Trittbrettfahrern durchzogen ist, durchbricht indem man sich professionelle Hilfe und Schutz sucht.

Betroffene sitzen oft dem Wunsch auf, dass es von allein wieder gut wird, wenn sie sich nur passiv verhalten nachdem sie den Täterkontakt abgebrochen haben, wünschen sich dass die Zeit die Wunden heilt und sie dann vielleicht vergeben und verzeihen können - suchen darin ihren Frieden. Es wäre schön, wenn es so funktionieren würde.  Was hier nur außer Acht gelassen wird ist die Triebhaftigkeit der Täter, die ihre Opfer in der Regel abhängig - auch sexuell - gemacht haben und die konditionierten Gefühlsprogramme, die man nun selbst in sich trägt und die ihren Raum zwangsläufig fordern werden. Hier bedarf es professioneller Hilfe, um diese Gefühlsverstrickungen auflösen zu können. Denn gerade die Sexualität ist bei Betroffenen von sexuellen Übergriffen geschädigt, wird verdrängt und die Menschen glauben in Frigidität weiterleben zu können.  Glaubt mir, ich habe es ausprobiert, es geht nicht - Sexualität ist ein Urtrieb des Menschen und lebensnotwendig wie Essen und Trinken. Es ist hierbei nicht nur der Sex als solches gemeint. In der Sexualität steckt unsere Lebensenergie und wenn wir diese durch das Trauma dauerhaft negieren, werden wir krank oder werden im schlimmsten Fall selbst zum Täter - dies war ein Grund für meine starken Depressionen und gleichzeitig unterdrückten Aggressionen, die sich dann autoaggressiv gegen mich selbst richteten. Wir Ihr seht auch wieder ein Mechanismus der den Tätern in die Hände spielt - deswegen öffnet Euch wieder für Euch selbst und holt Euch Eure von Natur gegebenen Gefühle zurück, Ihr seid alle, die sowas erleben musstet, so unglaublich stark! Viele, die dieses Schicksal nicht teilen, können es noch nicht mal aushalten Eure Erlebnisse anzuhören. Wir konnten nicht auf Stopp drücken oder Blocken, wir mussten da durch und haben es so gut wir konnten überlebt. Narben bleiben, ja, aber jede einzelne zeigt wie stark wir sind in unserem Wunsch zu Leben.

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