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Wer kennt es als Betroffener von sexualisierter Gewalt nicht:
Die Ängste vor Behörden, Gutachten oder auch Ärzten oder Ärztinnen? Viele können Tage zuvor nicht schlafen, machen sich große Sorge um ihre Existenz, gerade wenn es um Gutachten oder gar Strafverfolgung geht. Die quälende Unsicherheit, ob einem glaubt wird, ob das Gegenüber offen für die eigene Problematik und die dazugehörigen Emotionen sein wird.
Was soll ich sagen, wenn ich nach Details gefragt werde? Wie gehe ich am besten in die Situation rein? Ist es besser, sich stark zu zeigen und auf keinen Fall zu weinen? Und viele Fragen mehr, die einen quälen.
Überlebensstrategien wie: „Niemals mehr werde ich mich einem fremden Menschen gegenüber weich und sensibel zeigen!“ führt in die Härte und Verschlossenheit. Auf der anderen Seite wird auf Mitgefühl und Sensibilität gebaut. Dies stellt den inneren Konflikt eines in dieser Form traumatisierten Menschen auf der Suche nach Hilfe dar.
Hinzu kommen die Verbote und die vermutlich sehr schmerzhaften Erfahrungen aus der Vergangenheit, wenn es darum ging, um Hilfe zu bitten oder sich zu offenbaren, wenn wir von entwicklungstraumatisierten oder längerfristig traumatisierten Menschen sprechen.
Wo liegen die Sorgen und Nöte?
Viele Betroffene haben Angst vor Stigmatisierung, Unverständnis, Herabwürdigung, erneuter Demütigung, Willkür und Täterverhalten. Die Erfahrung hat ihnen zu häufig gezeigt, dass es an der nötigen Offenheit für das Thema fehlt, sich nicht genügend Zeit genommen wird, damit sie die Chance haben sich in ihrem Leid und ihrer Sorge verständlich zu machen.
Für Betroffene, die sich noch nicht so mitteilen können, wie es für die entsprechende Stelle oft wichtig ist - und das ist die Mehrheit - ist es besonders schwer. Damit sind die Ängste und gleichermaßen die Hoffnungengroß auf einen Menschen zu treffen, der die nötige Empathie, das Verständnis, die Feinfühligkeit und Fachkompetenz zeigt.
Danach geht es mir sicher schlechter - die Angst vor Retraumatisierung
Nicht selten führen gerade solche Termine oder auch eine Beantragung von Hilfe und Unterstützung zu inneren Abstürzen oder gar zur Retraumatisierung. Dies geschieht durch die Konfrontation als auch durch die oft fehlende fachkompetente, psychologische Unterstützung auf dem Weg zum Ziel. Die Gefühle der Betroffenen können individuell variieren und es kommt auf unterschiedlichste Faktoren an, was solch ein Termin möglicherweise in dem Menschen auslöst.
Ängste bis Panikattacken, Übermüdung, Konzentrationsschwäche, Unsicherheiten, Überforderung, Dissoziationen und die Scham- und Schuldgefühle bestimmen oft über den nach Hilfe suchenden Menschen und er fühlt sich entsprechend geschwächt. Dies trübt und versperrt die Aussicht auf das Ziel und er ist in seiner alten, traumatischen Gefühlswelt gefangen.
Öffnung vs. Verdrängung
Der innere Kampf zwischen Öffnung und Verdrängung, also zwischen dem inneren Kind und dem Erwachsenenanteil kommt einem Drahtseilakt gleich, bei dem der Fall in die Tiefe vorprogrammiert scheint - war es doch in seinem Leben immer so und haben doch am Ende immer die TäterInnen über sein Leben oder Sterben entschieden. Das Gefühl der Selbstzweifel und der ewigen und oft schon so tief verwurzelten Opferrolle prägt den so tief verletzten Menschen. Er hat den Glauben an sich verloren, die Würde und sein Recht auf Leben, wieso also sollte ihm geholfen werden, wenn es doch die letzten Jahre und Jahrzehnte auch nicht so war? Hatten die TäterInnen dann vielleicht doch Recht? Gibt es keine Hilfe?
Depression gepaart mit Aggression und Frustration lassen die Hoffnung schwinden bzw. bieten nach alter Gewohnheit das Schutzschild des Trotzes, das so oft das Überleben sicherte. Der Betroffene und gleichzeitig Hilfesuchende verschließt sich und wird im Zweifelsfall, gerade auch wenn er allein vor dieser Aufgabe steht, dem Menschen gegenüber, der ihm helfen soll, nicht die nötigen Informationen geben können, um konkrete, individuelle Hilfe möglich werden zu lassen und die Weichen für die weitere Genesung in seinem Sinne richtig zu stellen.
Im schlimmsten Fall ist die Abwehrhaltung aufgrund der inneren psychologisch ablaufenden Prozesse so stark, dass er durch die ein oder andere Triggersituation auch aggressiv reagieren kann. Steht der Hilfesuchende in Täterkontakt oder wird sogar gegenwärtig noch bedroht oder verfolgt, steigen die inneren Konflikte mit der Intensität der unter Umständen bevorstehenden Übergriffe entsprechend an.
Schlussendlich geht der Betroffene dann oftmals ohne Ergebnis nach Hause und fühlt sich in seinen Erfahrungen „mal wieder" bestätigt und ob er ein weiteres Mal den Weg aus seinem inneren und äußeren Teufelskreis herausgeht, den Mut und die Zuversicht entwickeln kann, steht in den Sternen.
Die Verantwortung für eine zielführende Hilfe und Unterstützung liegt auf beiden Seiten: Helfer und Hilfesuchender.
Ängste und auslösende Probleme durch den Helfer aus Sicht des betroffenen Menschen - die zwei Welten:
Der Betroffene geht, unabhängig davon, ob er mit Begleitung zu dem Termin geht oder allein, zumeist aus dem inneren, traumatisierten Kind, in das Gespräch. Für ihn geht es um sein Leben, seine Existenz. Er kämpft aus seiner Sicht vielleicht das erste Mal bewusst für sich und dann auch noch öffentlich. Die emotionale Seite ist aus seiner Sicht die Wesentliche, die wirklich Wichtige, um sich, seine Gedanken- und Gefühlswelt zu erklären - sie darzustellen.
Oftmals sitzen diese, derart schwer traumatisierten Menschen das erste Mal vor einer ihnen fremden Person und zeigen ihre intimsten und sie bis ins Mark erschütternden Schicksalsschläge, die die Ursache für ihre Leiden darstellen.
Zusätzliche Schwierigkeiten stellen die eigene Verdrängung, das Redeverbot, die Prägung auf Sanktionen gepaart mit erneuten Übergriffen sowie die oft unzureichend ausgebildete bis nicht vorhandene Fähigkeit, sich, seine Gedanken und Gefühle auszudrücken, dar. Und dies auch noch in Anbetracht des Zeitdrucks, sein Anliegen der vor ihm sitzenden Autorität punktuiert und strukturiert vorzutragen.
Die Gefahr der Projektion auf die helfende Person, aufgrund ihrer Machtposition und Autorität, ist enorm und kann innerlich oft nicht erkannt und entsprechend abgegrenzt werden. Besteht nun noch die Problematik, dass der helfende Mensch unter Umständen eine ähnliche, nicht ausreichend aufgearbeitete Problematik mitbringt, ist das Risiko für Fehlentscheidungen, die drastische Folgen haben können, erheblich. Grenzen verschwimmen und der helfenden Person bleibt natürlich eher der Ausweg in seine Position der Autorität und Macht in der Rolle als Sachbearbeiter oder Arzt oder Ärztin. Der Betroffene wird aus seiner Gewohnheit und den ihn zuvor zermarternden Befürchtungen seine Opferrolle bestätigt sehen und ist erneut im Aufgabe- und Versagensgefühl gefangen - all seiner aufgebauten Hoffnungen und Bemühungen zum Trotz und den Täterkonditionierungen, wie unter anderem der Wertlosigkeit, der Sinn- und Hoffnungslosigkeit entsprechend.
Dies sind die zwei Welten aus der menschlichen Ebene betrachtet. Es gibt jedoch auch die Unterscheidung in der Herangehensweise, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
In der Welt der Behörden trifft die sachliche Ebene auf Trauma, also auf die äußerst emotionale Ebene.
Emotionalität und Sensibilität trifft auf Struktur und Fakten in einem festgesteckten Rahmen mit helfenden Personen in Machtpositionen. Das heißt für den Hilfesuchenden oft, dass sein Scheitern vorprogrammiert scheint, wenn er zu sehr mit dem kindlichen „Ich“ – also aus dem Trauma heraus - sein Leben gestaltet. Die Herausforderung liegt in der Stabilität, als Betroffener bewusst aus dem erwachsenen „Ich“ zu reagieren bzw. die Fähigkeit der inneren Öffnung für sich selbst, um auf beide Ebenen Zugriff zu haben und handlungsfähig zu bleiben.
Dies ist für einen entwicklungstraumatisierten Menschen durch sexualisierte Gewalt in den seltensten Fällen möglich und dies zumeist auch erst nach einem intensiven Weg der Therapie.
Das eher sachlich, emotional distanzierte und strukturierte Vorgehen des Befragenden, der sich ein Bild von dem ihm ebenfalls fremden Menschen machen soll, wirkt auf den Betroffenen schnell bedrohlich. Es kommt zur Assoziation mit dem traumatischen Erleben, so dass der Helfer als TäterIn wahrgenommen und gegebenenfalls auch wie einer behandelt wird. Die Projektion läuft. Zusätzlich kommen möglicherweise Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Hilfesuchenden auf, welche dem Verdrängungs- und Schutzmechanismus des traumatisierten Hilfesuchenden geschuldet sind. Der traumatisierte Mensch will sich durch diesen einstigen und möglicherweise immer noch lebensnotwendigen Schutzmechanismus der Seele selbst nicht glauben, was er fühlt und sich durch Körpererinnerungen, Flashbacks und Gedanken unweigerlich in sein Bewusstsein drängt. Hier ist Feingefühl und Fachkompetenz dringend erforderlich.
Was kann helfen?
Da der Betroffene den Spagat zwischen Öffnung und Schutz seiner Verletzungen allein nicht bewältigen kann, ist es sinnvoll eine Vertrauensperson als Begleitung mitzunehmen und das Gespräch zuvor gedanklich, als auch emotional zu durchlaufen und geübt zu haben.
Es ist hilfreich sich gemeinsam vorher bewusst mit folgenden Fragen auseinandergesetzt zu haben:
· Was soll erreicht werden und worum geht es im Kern des Termins?
· Was ist für mich wichtig, aber was ist auch für die andere Seite wichtig, damit sie mir helfen kann?
· Wieviel Information ist nötig und wieviel ist für mich möglich?
· Fühle ich mich durch eine Vertrauensperson sicherer und ist es sinnvoll eine Begleitperson mitzunehmen?
· Wie kann eine Begleitperson mich in meinen Bedürfnissen unterstützen?
Was Helfern hilft unser Ziel zu erreichen oder wie ein Betroffener sich wieder für Menschen öffnet:
Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass wir es immer mit Menschen zu tun haben, die nicht zwangsläufig so tief in die Thematik Trauma, Psychosomatik, Opferschutz und sexualisierte Gewalt und deren Folgen eingetaucht und zuhause sind. Sie haben nicht immer eine fachliche Ausbildung oder Schulung in diese Richtung bekommen und haben vielleicht selbst eine ähnliche Erfahrung und haben daher Schwierigkeiten sich zu öffnen.
Natürlich sind einige Punkte streitbar und vieles sollte sich verbessern, wichtig ist jedoch zum eigenen Schutz und Erfolg, dass man sich der jeweiligen Umstände entsprechend gut vorbereitet, sich professionelle Hilfe zur Vorbereitung holt und am besten nicht allein vor der Situation steht.
Wo bekomme ich praktische Erfahrungen?
Der Erfahrungsaustausch mit Selbstbetroffenen und Selbsthilfegruppen kann hier sehr hilfreich sein. Jedoch sollte man sich nicht von den negativen Erfahrungen anderer verunsichern lassen. In dem Fall sollten eher konstruktive Lösungen mit neuen Blickwinkeln für alle angestrebt werden. Daher sind Fachberatungsstellen eine sehr sinnvolle Wahl, da die Erfahrung der Helferseite in die Vorbereitung zum Termin mit einfließt und Brücken gebaut werden können.
Wie möchte ich durch mein weiteres Leben gehen: mit meinem traumatisierten „Ich“ oder als der erwachsene Mensch, der ich heute bin?
Das Kindliche, also die verletzte Seite in einem Menschen, der im Entwicklungsalter Opfer von sexualisierter Gewalt wurde, ist in der Zeit des Aufbruchs des Traumas natürlich sehr präsent und stellt den wesentlichen Teil der Aufarbeitung dar. In solchen Situationen ist es jedoch wichtig sich nicht in alte Verhaltensmuster fallen zu lassen und die Verantwortung für sich und sein Leben nicht gänzlich anderen zu überlassen. Hilfe bedeutet, gemeinsam einen gangbaren Weg zu finden und nach und nach wieder Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen.
Auch wenn der Scherbenhaufen in uns durch andere verbrochen wurde, so ist es an uns ihn wieder aufzukehren und uns aus den Scherben neu zu erfinden - an unseren Schwächen zu erstarken. Alles andere würde eine erneute Abhängigkeit bedeuten und kommt für einen selbstbestimmten Lebensweg nicht in Frage. Steht doch fest, dass nur dort Hilfe möglich ist, wo auch die Bereitschaft zum Mitgehen vorhanden ist und ein Bewusstsein für die eigene Verantwortung.
Auch die Begleitung einer guten Freundin oder eines guten Freundes kann bei solchen Terminen als psychologische Stütze sehr hilfreich sein, selbst wenn der- oder diejenige vor dem Raum wartet, um den Betroffenen im Anschluss aufzufangen, sich auszutauschen und zu motivieren.
Das Ideale ist, die Begleitperson mit in den Termin zu nehmen, so dass sie, ähnlich einem „Seelenanwalt“, für einen einspringen kann, sollte die Stimme versagen oder die emotionale Lage zu intensiv werden. Dies setzt das Einverständnis des Helfenden voraus und ist in den meisten Fällen möglich - es gibt spezielle Ausnahmen, in denen es nicht möglich ist.
Unsere Erfahrungswerte:
Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass je offener man mit den Ängsten und Nöten vor solch einem Termin mit der zuständigen Person umgeht, um so verständnisvoller wurde reagiert. Eine Schilderung durch eine Begleitperson kann hier auch sehr förderlich sein, um Verständnis aufzubauen. Im Idealfall und je nach Gewicht des Termins ist die Begleitperson eine Fachkraft.
Stößt man nun auf absolute Sachlichkeit ohne jegliche emotionale Regung, sollte man sich in jedem Fall Hilfe von außen holen, um maximale Erfolgschancen zu haben. Ist der persönliche Weg nicht möglich oder nicht ausreichend, werden Schriftstücke benötigt. Diese können bei persönlichen Terminen ebenfalls mitgenommen werden und können durch einen Selbst erstellt sein oder durch eine Hilfsorganisation, die den derzeitigen Zustand oder die Situation darstellt. Dies ist dienlich, um Fakten für die eigene Akte bei der Behörde oder beim Arzt für später darauf aufbauende Atteste oder Nachweise festzuhalten. Ein objektiver, fachlich geschulter Blickwinkel der unterstützenden Hilfsorganisation kann ebenfalls einiges bewirken und dient den Betroffenen als Entlastung, die Fakten nicht in der Deutlichkeit selbst aussprechen zu müssen, wenn dies noch nicht möglich ist. Gleichzeitig ist es eine Versicherung dafür, dass die Informationen der Akte exakt so beiliegen, wie es für einen selbst sinnvoll ist.
Abschließend kann man sagen, dass jeder Betroffene trotz aller Ängste und Schwierigkeiten Möglichkeiten und auch Macht hat, die er nur mit Hilfe und der Erfahrungen anderer gezielt einsetzen lernen muss.
Vielleicht ist es auch ein guter Antrieb die eigene Aufarbeitung in der gewünschten Stabilität und Sicherheit dafür zu nutzen, sich selbst als betroffener Mensch von sexualisierter Gewalt zu engagieren und mit seinem Handeln und seiner Stimme zur weiteren Veränderung und Verbesserung der Belange von Opfern beizutragen.
Liebe Helga, ich wünsch Dir viel Kraft.
Bin 2017 einfach mit Selbstentlassung aus der stationären Trauma Psychatrie raus. Hätte beinahe meine Wohnung verloren, während des Aufenthalts. Sicher war feige. Aber es ist schlimmer geworden mit allem. Zieh das durch. Ich drück Dir die Daumen.
El Faro ist super.
Liebe Grüße Susanne
Ich habe so eine Termin an Mittwoch um 10 uhr . Es ist eine Gutachten für das Jobcenter. Meine Betreuerinnen geht mit . Wir haben an Freitag gesprochen was der Gutachter sagen könnte . Ich habe wirklich aich so Angst. Vor allen weil sie gesagt hat das es sein kann , das er versucht das ich wider arbeiteten kann . Ich kann mir das aber jetzt in Moment nicht vorstellen zu arbeiteten . Ich wurde wirklich gerne eine Therapie machen und mir noch zeit geben . Selbst der zu Verdienst wo meine Betreuerinnen für mich hat macht mir Momentan angst . Ich bin wirklich nicht faul . Ich habe das erstmal ich meinen leben das ich nicht den ganzen Tag als Verdrängung von morgens bis Abends arbeitet…