Wie TäterInnen gerade im familiären Kontext gesunde und natürliche Abhängigkeiten gewaltvoll und ausbeuterisch für ihre eigenen Perversionen ausnutzen
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Oder wie aus der gesunden familiären Bindung und Prägung aufgrund von entwicklungstraumatischen Erlebnissen Abhängigkeit bis ins Erwachsenenalter entsteht. Erwachsen gewordene Kinder - Frauen und Männer – fühlen sich nach wir vor wie Mündel, wenn eine Trennung und Aufarbeitung nicht möglich war oder ist. Sie fühlen sich emotional, finanziell und auch körperlich nicht nur abhängig, sondern werden auf perfide und gewaltvolle Weise bewusst in dieser Abhängigkeit gehalten, mit dem Ziel, sie weiterhin gefügig und mundtot zu halten.
Schweigen, innere Isolation und weitergehende Übergriffe treiben Betroffene in psychische Erkrankungen und der Teufelskreis schließt sich im schlimmsten Fall, so dass sich der Mensch gänzlich verloren fühlt.
Gibt es gesunde Abhängigkeit?
Dafür müssen wir uns in die kindliche Lage versetzen und wir verstehen schnell, wie abhängig ein kleines Kind von seinen Eltern ist. Vater und Mutter sind die Matrize für das künftige Frauen- und Männerbild mit dem wir den Rest unseres Lebens unbewusst unser Umfeld abgleichen und sich, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen, entsprechende Automatismen und Gefühlsabläufe in uns abspielen.
Wir übernehmen gerade in den ersten vier Lebensjahren in denen wir unsere Welt einzig und allein über die seelische, emotionale Ebene erfassen und begreifen lernen, all die positiven und auch negativen Gefühlwelten unserer Eltern. Sie prägen uns und durch die natürlich angelegte Liebe zu unseren Eltern, die Bindung, welche Urvertrauen und Bedingungslosigkeit bedeutet, sind diese Menschen, die uns Essen, Trinken und einen Schlafplatz geben und für unsere emotionale Nahrung zuständig sind, für unser Überleben unersetzlich.
Für diejenigen unter Ihnen, die sich mit der Entwicklungspsychologie bereits auseinandergesetzt haben, Sie werden vielleicht von dem äußerst schrecklichen Experiment gehört haben, dass Kinder, die ausschließlich mit den Grundbedürfnissen Essen, Trinken, Schlafen versorgt werden und keinerlei Gefühle bekommen haben, letztendlich nicht überlebensfähig sind und sogar sterben können.
Natürlich ist dieses Experiment, so aufschlussreich es auch ist, entsetzlich grausam.
Aus der Not wird Tugend
Es zeigt jedoch deutlich, wie wir auf Gefühle angewiesen sind, für die sich ein Mensch, der durch die eigenen Eltern und seine Familie sexualisierte Gewalt erfährt, natürlich in weiten Teilen seiner Seele auch wieder verschließen muss, dies jedoch in Gänze natürlich unmöglich ist.
Dieser Teil, der sich nicht verschließen kann, muss sich zwangsläufig, auch durch die entsprechenden Gewalttaten, identifizieren und anpassen, um zu überleben. Es steht also fest, er entwickelt sich nicht zu sich selbst, sondern zu einem Menschen, der sich nie selbst leben konnte und verdammt ist, die Rolle seines Lebens zu spielen, um zu überleben.
Viele Betroffene beschreiben diesen Zustand als unter Dauerschock stehend, einem Halbtoten gleich, einem Leben als Zombie oder einer Marionette, die sich nur bewegt und zu bewegen hat, wenn jemand – ein bestimmter jemand - an ihren Fäden zieht. Es ist ein kopf- und gefühlloses Leben in Manipulation und Abhängigkeit, aber kein Leben aus sich selbst heraus.
Den Rest seines Lebens versucht dieser Mensch, mit stark eingeschränktem Zugang zu sich selbst und sich an seine ihn nun schützende Rolle klammernd, zu überleben.
Über diese übermenschliche Belastung, den tiefen inneren Konflikt wird schnell klar, warum dieser Weg nicht auf Dauer gut gehen kann und diese Betroffenen irgendwann krank werden, den Kontakt nicht abbrechen können und sich in den meisten Fällen paradoxerweise auch im sozialen Umfeld mit ähnlichen Menschentypen umgeben sehen.
Ist es die Macht der Gewohnheit?
Im weitesten Sinn ja, es ist ein Paradoxon, welches sich aus der Verdrängung und der zwangsläufigen Abhängigkeit, der wir als Kinder bis spätestens achtzehn Jahren unterlegen waren, ergibt. Es hat sich in dem Unterbewusstsein des Menschen so tief eingeschliffen, dass er es oft gar nicht mehr in Frage stellt und sich auf eine Weise verhält, die zwar seinem Umfeld auffallen kann, ihm selbst jedoch eher verborgen bleibt, da es für ihn normal geworden ist. Und ja, dadurch fühlt er sich sicher, er kennt es, er weiß damit umzugehen, wurde es ihm doch auf so lange, intensive und gewaltvolle Weise beigebracht. Genauso wie ihm beigebracht wurde, dass sich Hilfe holen und Reden verboten ist. Wie also sollte er seiner übergestülpten Rolle, die zur zweiten Haut, seinem zwangläufigen „Ich“ geworden ist, entfliehen, wenn diese Ängste, die gerade als Kind als Todesängste abgespeichert sind, ihn durch die fehlende Auflösung und Therapie in Schach halten? Vergleichen Sie dies mit einem angepflockten Elefanten, der nicht erkennt, dass er, nun da er erwachsen geworden ist, den Karren, der als Kind durch seine eigene Kraft nicht wegzuziehen war, mit einem Fuß zertreten und frei sein könnte.
Die grausame Verquickung der Natur mit abgründig, schrecklicher Perversion
Die Verbindung zwischen der unbedarften und bedingungslosen Liebe und Abhängigkeit von Kindern ihren Eltern gegenüber und der Perversion der sexualisierten Gewalt, die als Liebe und Normalität verkauft und als etwas Besonderes aufrechterhalten wird, ist mehr als fatal für ein Kind, welches noch in der Entwicklung ist und sein Leben erst mit etwa vier Jahren mit dem Verstand zu erfassen beginnt.
Ein wichtiger Punkt, um für Betroffene nachvollziehen zu können, warum bestimmte Gefühlsblockaden und Defizite so tief sitzen und warum sie sich auch nach langer Zeit der Aufarbeitung immer wieder zeigen können. Haben sie sich doch in so frühkindlicher Zeit ohne jeglichen Schutzmechanismus, da die Öffnung der Eltern gegenüber von Natur aus bedingungslos war, in uns entwickelt, und sind daher rational nicht zu erfassen. Gerade das Urvertrauen, welches sich im Alter des Stillens, also zwischen null und einem Jahr, entwickelt und über die weiteren Lebensjahre festigen soll, ist bei vielen Betroffenen gestört und es ist für viele gar nicht mehr möglich jemals wieder zu vertrauen.
Die Abhängigkeit von Gefühlen
Wie wir an dem oben genannten grausamen Experiment gesehen haben, können wir uns ohne Gefühle nicht richtig entwickeln und nicht leben. Wächst ein Kind nun in einem derart toxischen und perversen Zuhause auf, was bleibt ihm übrig? Es ist gezwungen sich anzupassen und das zu nehmen, was es bekommt – selbst das Schlechte oder das wenige Gute, welches mit Schlechtem verbunden ist. Vergleichen Sie es mit dem Überleben in der Wüste: Sie finden kein klares Wasser, nur verschmutztes und vielleicht übelriechendes. Da glücklicherweise der Überlebenstrieb in uns Menschen der stärkste überhaupt ist, werden wir, bevor wir verdursten, auch das verunreinigte Wasser trinken. So geschieht es auch mit „unsauberen“ Gefühlen, wenn keine anderen da sind oder diese mit natürlichen Bedürfnissen durch TäterInnen verbunden werden. Wenn ein Kind in einem gewaltvollen Zuhause zum Beispiel nur Anerkennung und Aufmerksamkeit durch das Verprügeln des Geschwisterchens bekommt, ist dies eine Prägung und Konditionierung, die selbstverständlich fatal ist und seine entsprechende Wirkung für das spätere Leben des heranwachsenden Menschen und sein Umfeld hat.
Das gleiche Prinzip gilt für liebevolle Gefühle, die ein TäterIn beispielsweise seinem Opfer erst gibt, während es vergewaltigt wird oder auch danach.
Ich denke, Sie erkennen, was das für all die Gefühle bedeutet, die während des Übergriffs „ausgetauscht“ bzw. durch den TäterIn auf gewaltvolle und perfide Weise in sein, ihm schutzbefohlenes Kind eingespeichert wurden und denen es sich zu fügen hatte. Gab es doch schließlich auf keinem anderen Weg überlebenswichtige Gefühle oder Gemeinsamkeiten. Wohlgemerkt wir sprechen hier von einem Alter, in dem kein Kind ohne Weiteres aus diesem Teufelskreis entkommen kann, also keine wirkliche Wahl hat und TäterInnen uneingeschränkt auf ihr Kind zugreifen können.
Je älter ein Kind wird, umso mehr Möglichkeiten der inneren und äußeren Abwehr hat es und wird diese natürlich nutzen, so gut es in dieser kranken Welt, in der es gefangen scheint, kann. Aber auch ein TäterIn wird in seine Taten dem Alter des Opfers anpassen, wenn er oder sie nicht gestoppt wird.
Konditionierung zur Täterloyalität
Geht man jedoch davon aus, dass dieses Drama über die Kindheit und Jugend weitergeht - und dies ist in den meisten Fällen ohne eine gesetzliche Unterbrechung gegeben - werden eben diese Fehlverknüpfungen im Gefühl, in der Seele, weiter durch die TäterInnen ausgebaut und entwickeln sich in Kombination mit der Verdrängung und der daraus resultierenden inneren Taubheit zu fatalen, täterorientierten Prägungen und Automatismen. Das derart stark und komplex traumatisierte Opfer ist zur Loyalität gezwungen und auf den Schutz der TäterInnen konditioniert.
Da die eigene Abwehr und Durchsetzung durch die massive Traumatisierung innerhalb der Entwicklung gestört und damit unterentwickelt sind, viele andere Eigenschaften ebenfalls gelitten sind und die perverse Gefühlswelt der TäterInnen über dem eigenen Ich und Gefühlskern liegt, befindet sich der betroffene Mensch in einer Art Schläferposition. Er wartet auf den Tag und die Chance den Absprung zu schaffen und irgendwie zu überleben. Natürlich zahlt er bis dahin zwangsläufig den Preis der weiterfortgeführten inneren Zerstörung, des Aushaltens und spürt irgendwann nicht mal mehr, wofür er lebt und dass er sich in seinem Überlebenskampf befindet.
Zu oft wurden seine Grenzen und sein Vertrauen, sein Wunsch und die Hoffnung nach Einsicht und Besserung der Eltern ihm gegenüber enttäuscht. Dieser Mensch bietet alles auf, er nimmt die Schuld- und Schamgefühle auf und sucht Gnade durch besondere Leistungen seinen Eltern gegenüber. „Sie müssen doch irgendwann sehen, dass ich ihr Kind bin, dass ich sie nur lieben will und von ihnen geliebt werden möchte, dass ich alles für sie tun würde, sie schütze und trage, sie stolz mache“, kann eine ihn stabilisierende Grundhaltung werden, um die Hoffnung nicht zu verlieren.
Die konditionierten Fesseln
All diese Bemühungen, auf diesem Wege Erlösung zu finden, auf Verständnis, Öffnung und Absolution zu treffen, scheitern, aber nicht nur durch den natürlichen Wunsch der Dazugehörigkeit und der tätergeschürten und gesellschaftlichen Dogmatisierung, dass Blut dicker als Wasser und Familie heilig ist, steckt der Mensch fest, sondern auch, weil er nichts anderes kennt. Ängste lassen ihn sich nicht mehr für sich selbst und für sein Außen Öffnen, er glaubt nicht mehr an sich, hat innerlich aufgegeben und sein einziger Platz scheint bei seiner „Familie“ zu sein.
Der Block gegen liebevolle Gefühle
Die Indoktrinationen, er sei es nicht anders wert, habe es nicht anders verdient und braucht es so, fordern ihren Tribut, so dass auch die Annahme von Hilfe insofern schwer ist, dass die positiven und schönen Gefühle, die ihm nun vielleicht das erste Mal entgegengebracht werden, nicht angenommen werden können. Es ist zudem vermutlich absolut neu, dass diese Unterstützung nicht an irgendwelche Forderungen oder Bedingungen geknüpft sind. Es kann so weit gehen, dass durch die innere Verschlossenheit und Isolation gar keine Empfindung dazu besteht, ob Hilfe oder liebevolle Gefühle als positiv oder negativ gewertet werden sollten.
Das „innere Kind“ gefangen im schützenden Seelengefängnis
Zu weit musste dieser Mensch sich innerlich zurückziehen und sein eigenes Leben spielt sich auf einem kleinen Fleck, tief vergraben in seiner Seele ab, so dass ihm nicht auch noch der letzte Rest seines Selbst verloren geht. Dieses Versteck ist so gut, dass er selbst Schwierigkeiten hat es in sich wieder zu finden und sich wieder für sich selbst zu öffnen. Denn erst durch die Öffnung für sich selbst ist ein Leben außerhalb der Abhängigkeit und in Freiheit zu sich selbst möglich - Abhängigkeiten zu der Familie oder zu entsprechenden Trittbrettfahrern, die auf leichte Weise das Programm der Mutter und/oder des Vaters bedienen und dem das Opfer, aufgrund der Verletzung, noch nicht ausreichend auf die Spur gekommen ist.
Das Band zwischen Eltern und Kind – der tragische und erzwungene Pakt mit dem Teufel
Oft bleibt diesen Betroffenen, aufgrund dieser fatalen seelischen Verstrickungen in Kombination mit der tiefen, immer wieder erzwungenen Aufgabe, kaum noch ein soziales Umfeld. Sie sind isoliert, so dass ihnen häufig nur noch die Familie oder ausschließlich die eigenen Eltern bleiben. Sie stecken über die Jahre der Zerstörung oft zusätzlich in finanzieller Abhängigkeit, da die Grundsicherung in der Regel nicht ausreicht, um sich selbstständig über Wasser zu halten. Die emotionale Abhängigkeit, da sie nie in der Tiefe aufgelöst werden konnte, besteht in seiner toxischen Form weiter. Die gestauten Gefühle wie auch Aggressionen, die den Ausbruch und die Freiheit bedeuten würden, können nicht zum Auf- und Ausbau von Grenzen und gegen die Eltern gelebt werden, weil die Verbote und die emotionale Unterdrückung durch die Konfrontation mit den Eltern – also den TäterInnen – das Opfer in der Traumatisierung und damit im Kind gefangen halten. In vielen Fällen sind TäterIn und Opfer auf diese mehr als tragische Weise auf Lebenszeit aneinandergebunden. Ein Band, das aus Angst, Scham- und Schuldgefühlen, innerer Kapitulation, falscher Verpflichtung und konditionierten Sehnsuchtsgefühlen geknüpft ist.
Auch unterdrückte Gefühle wollen gelebt werden
Da es keine Ventile für die gestauten und eigenen Gefühle gibt und zugelassen werden können, ist das Opfer weiterhin gezwungen, seine komplette Gefühlswelt mit dem TäterIn zu leben. Dies zeigt sich in immer wiederkehrenden Streitigkeiten und unlösbaren Konflikten. Sie müssen zwangsläufig immer wieder hochkommen, selbst wenn sie nie gelöst werden können, da die Ursache nicht ans Tageslicht kommen darf. Aber sie zeigen sich auch in Form von sexuellen Gefühlen, wenn die Opfer über die jahre- und jahrzehntelange sexualisierte Gewalt im Entwicklungsalter und darüber hinaus durch die Familie hörig und sexsüchtig gemacht wurden.
TäterInnen ergriffen in diesen Fällen die Macht und den Besitzanspruch über einen Großteil der Gefühlswelt ihrer Opfer, die sich die Betroffenen mühselig wieder zurückerobern müssen, um ein selbstbestimmtes und freies Leben führen zu können.
Das Opfer: der psychisch kranke Mensch
Sollte die Ursache zur Sprache kommen oder gibt es Ausbruchsversuche, wird das Opfer verbal, emotional und im schlimmsten Fall durch erneute sexuelle Übergriffe wieder in seine „Spur“ gebracht. Das Opfer baut psychisch, geistig und körperlich immer mehr ab, da die Kräfte schwinden.
Schließlich ist das Opfer die psychisch kranke Person und unfähig allein zu leben, so der Vorwurf derer, die diese Abhängigkeit doch für sich und ihre Absichten ausnutzen und dafür verantwortlich sind. Es werden also die von den Eltern, den TäterInnen, verbrochenen Schädigungen genutzt, um das Opfer gefügig zu halten, um sich weiter an ihm zu vergehen, seinen Frust, Ärger und das krankhafte Machtgefühl an ihm abzuleben und so einen seelischen Punchingball und auch Sexsklaven zu haben.
Gleichzeitig dient die Sorge, die mit „Liebe“ gespickt wird, auch der Aufrechterhaltung der Illusion nach Außen, um als fürsorgliche Eltern und liebevolle Familie wahrgenommen zu werden.
Innere Kapitulation
Diesem erwachsen gewordenen, über Jahre und Jahrzehnte auf vermutlich alle undenkbaren Weisen gequälten, missbrauchten und gedemütigten Menschen bleibt nun nichts mehr anderes übrig, als seine gesamte Gefühlswelt mit den Peinigern seines Lebens zu leben. Und in vielen Fällen gibt es keine Aussicht mehr auf ein Leben danach, da selbst, wenn die Familie verstorben ist, diese lange Schädigung ihren Tribut fordert und das in der Tiefe vergrabene eigene Seelenleben nicht mehr greifbar scheint.
Aus Abhängigkeit wird Hörigkeit
Seinem eigenen erlebten Missbrauch und der sexualisierten Gewalt einen Ausdruck zu geben, durch die Macht ein Ventil für seine gestauten und unverarbeiteten Gefühle zu haben, weil es bei ihm auch so war und weil das Leben nun mal so ist, ist der Antrieb von Tätern oder Täterinnen. „Es gibt keinen Weg raus, auch für Dich nicht!“ „Du bist wie ich und nichts Besseres!“ könnten Sätze von Eltern sein, die ihren sexuellen Missbrauch und die Gewalt an ihre Kinder weitergeben. Damit sind sie keine Eltern, sie sind SexualstraftäterInnen.
Wohlgemerkt beruht in diesem Fall der jahre- und jahrzehntelangen inzestuösen Beziehung zu den Eltern, bzw. dem Elternteil die emotionale Abhängigkeit auf der konditionierten sexuellen Abhängigkeit. Wobei die Sexualität des Kindes, die sich erst in der Pubertät entwickelt, vom TäterIn durch weiterfortgeführte Vergewaltigungen und Übergriffe ausgenutzt und für seine Zwecke definiert wird. So kann sich in dem Opfer keine eigene Sexualität entwickeln und wird auf fatale Weise, in Kombination mit Schuld- und Schamgefühlen, sowie pervertierten liebevollen Gefühlen, an die des Täters oder der Täterin gekoppelt.
Die tief im Unterbewusstsein abgespeicherten Schuld- und Schamgefühle aus der Täter-Opfer-Umkehr können mit den folgenden gewaltvollen Gefühlen des Täters oder der Täterin auf das Opfer übertragen worden sein:
„Nur mit mir darfst du zum Höhepunkt kommen!“
„Ich liebe dich doch!“
„Du gehörst mir!“
„Siehst du, du willst es doch auch!“
„Das ist wahre Liebe und das machen alle so!“
„Du brauchst es genau so und nicht von jemand anders!“
„Das passiert nur, weil du mich so anmachst!“
„Du bist eben etwas ganz besonderes!“
„Wenn du auf mich gehört hättest, würde das jetzt nicht passieren!“
uvm.
Aus diesen Übertragungsgefühlen werden Sehnsüchte nach liebevollen Gefühlen, Aufmerksamkeit, bis hin zu Geborgenheit, Schutz, Halt und Trost, die pervers mit der Sexualität der TäterIn gekoppelt sind. Daher schämt sich das Opfer und fühlt sich schuldig, weil es so gleichzeitig spürt, auf diese tiefe und gleichzeitig ekelhaft paradoxe Weise an den Täter oder die Täterin gebunden zu sein. Dies kann sich sogar zwanghaft und ähnlich einer Sucht anfühlen.
Zusätzlich wird ein Opfer auf diesem Weg unterdrückt, dass es seine Eltern weder emotional noch geistig überholen kann. Sind es mehrere Kinder, wird dem stärksten Kind zumeist am übelsten mitgespielt, da es die größte Gefahr darstellt die Straftaten auffliegen zu lassen.
Tief in Inneren geht es dem Täter / der Täterin darum sicherzustellen, dass sein Ego nicht überholt wird und er sein Machtgefühl weiter ausleben kann. Ist er doch selbst in sich so klein und verletzt, wie wir Betroffenen uns fühlen, die den Weg der Aufarbeitung auf uns nehmen und wissen, wieviel Angst und Hilflosigkeit unser Leben durchzieht.
Wir unterscheiden uns darin, dass wir gegen das Opfer in uns kämpfen und damit auch sicherstellen, nicht selbst zum TäterIn zu werden. Es ist das unaufgearbeitete Opfer, welches Menschen zu TäterInnen werden lässt und sie in die geistige und emotionale Unfähigkeit versetzt, selbstreflektiert und Willens zur Aufarbeitung zu sein, Empathie, Sensibilität und Größe zu zeigen. Haben sie einmal die Grenze übertreten, wird dies zum Selbstläufer, da sie aus ihrem ewigen Opfer und der Aussichtslosigkeit endlich das Gefühl von Macht in sich verspüren, wenn sie jemanden anderen – ihr Kind – dominieren, manipulieren und zerstören können.
Eine fatale Entwicklung in den psychopathologischen Bereich und es erklärt für viele Betroffene, die quälende Frage nach dem „Warum“. Wie zum Beispiel:
„Warum konnten meine Eltern mir das antun?“
„Ich war und bin doch ihr Kind!“
„Warum konnten sie mich nicht lieben?“
„Wieso haben sie mich nie gesehen, als das, was ich war: ihr Kind, welches doch nur ihre Liebe wollte?“
u.a.
Die Aussichtslosigkeit der betroffenen Menschen
Die jahre- und jahrzehntelange Konditionierung von klein auf an bringt den betroffenen Menschen irgendwann zum Erliegen. Die Ausbildung von sehr schweren psychischen Erkrankungsbildern, die nur das Symptom der eigentlichen Ursache und das verzweifelte Ventil der geschundenen Seele und Gefühlswelt darstellen, treiben den Teufelskreis auf die Spitze. Die Glaubwürdigkeit eines psychisch kranken Menschen wird eher in Frage gestellt und das Bild auf die Familie wird insofern hochgehalten, dass der psychisch angeschlagene Mensch das „schwarze Schaf“ der Familie ist.
Auch heute noch wird eher die Familie bemitleidet ob der Belastung und der Herausforderung, und es wird weniger nach der Ursache und den Zusammenhängen gefragt, warum dieser junge Mensch solche Probleme hat und welchen Anteil seine Familie und sein Nahfeld haben könnten. Ebenso können wir uns Fragen stellen wie:
Warum konsumiert ein Mensch Drogen und was will er in sich betäuben?
Warum hat ein Mensch starke Stimmungsschwankungen oder ist immer mal wieder in Kliniken?
Warum leidet ein Mensch unter Essstörungen?
Warum fühlt ein Mensch sich dem Tode näher als dem Leben?
Liegt es immer nur an dem Menschen selbst?
Wodurch werden erneute Tiefpunkte ausgelöst?
uvm.
Die perfekte Illusion
Für all diese Fragen gibt es eine Antwort, die nur leider in den wenigsten Fällen im direkten Umfeld so zu Tage kommt, dass die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden können. Das System ist so lange perfektioniert worden, dass tragischerweise oft schon von den Betroffenen selbst geglaubt wird sie seien das „Problem“ und eine Belastung für die Familie. Dies ist dann oft gekoppelt mit dem manipulierten Bewusstsein und der Zwangsidentifikation, dass man auch nirgendwo anders hin gehen kann und will. Das Grauen wird verdrängt und das „Gute“ bleibt – ganz dem konditionierten Täterschutz entsprechend - im Bewusstsein.
Die Mutter, die vielleicht sogar als (Mit-) Täterin bewusst gesehen wird, jedoch die Einzige ist, die einem noch so etwas wie ein liebevolles Gefühl, wie das Gefühl der Dazugehörigkeit, der Solidarität, ein Zuhause oder Essen oder Geld gibt, hält die Bindung aufrecht und wird paradoxerweise sogar als Retterin vom Opfer wahrgenommen.
Das kleine Stückchen Glück und Illusion in der von Schmerz, Qual und Zerstörung durchzogenen Missbrauchswelt, welches dem psychisch angeschlagenen Menschen, dem von Anfang an seine Flügel gestutzt wurden, nun das Überleben sichert.
Eine Tragik, die wohl kaum zu überbieten ist und zeigt, wie Manipulation funktionieren kann, wird sie auf diese entsetzliche Art in ein kleines Kind über sein Leben hinweg fortgeführt. Gleichzeitig wird sichtbar, auf welch grausame Weise ein Mensch psychisch, physisch und sexuell ausgebeutet und im schlimmsten Fall durch eine legitimierte Diagnose medikamentös „stillgelegt“ werden kann ohne jede Chance in sich selbst oder der Welt die Möglichkeit zu sehen, den Horror beenden zu können.
Ausweglosigkeit
Der Freitod scheint für viele die einzige Rettung, wenn sie den Weg der inneren Aufgabe - welche dem psychischen Tod gleichkommt – nicht mehr ertragen können.
An dieser Stelle möchte ich sagen, dass dies in weiten Teilen dieses Textes der Weg meiner Mutter war und auch mein mir vorherbestimmter Weg gewesen wäre, hätte ich nicht mit Hilfe an der richtigen Stelle die Konsequenzen gezogen.
In meiner ehrenamtlichen Arbeit begegnen mir immer wieder Menschen, Frauen und Männer gleichermaßen, die ähnliche Erfahrungen machen mussten. Die sich auf ähnlich tragische Weise in den Fängen ihrer Familie gefangen fühlen und ein Kontaktabbruch nicht umsetzbar scheint, da sie innerlich schon zu angeschlagen sind und den Glauben an sich verloren haben. Haben sie doch den Absprung geschafft, kann ein banal scheinender Anruf oder ein Täterkontakt über Dritte reichen, um die tiefverwurzelten inneren Zweifel erneut auszulösen, die die tiefsitzenden Ängste, die falschen Verpflichtungen und Programmierungen wachrufen, so dass sie innerlich wieder einknicken und sich und den neuen Weg wieder verlassen.
Die fehlende Abgrenzung zwischen dem traumatisierten inneren Kind und dem Erwachsenen
Es ist die verschwimmende Grenze zwischen dem inneren Kind, der Traumawelt, in die der Betroffene immer wieder unbewusst hineinrutscht, und dem erwachsenen Menschen, der man heute längst geworden ist.
An dieser Stelle, der Achillesferse eines jeden durch sexualisierte Gewalt entwicklungstraumatisierten Menschen, setzt jeder TäterIn an, denn niemand würde sich mit einem Menschen anlegen oder ihn auf diese Wiese manipulieren können, wenn er ein gesundes Fundament in sich tragen würde. Er wäre gestärkt und hätte sich entsprechend seiner Fähigkeiten, Charaktereigenschaften und Talente entwickeln können. Ebenso könnte er sich seiner Instinkte und Reflexe und seiner Selbstbehauptung sicher sein. Eltern als TäterInnen können nur die totale Macht über ihr Kind erlangen, weil es ihr Kind war und sie damit die absolute Herrschaft über es hatten. Allein dadurch hatten sie die Autorität, nicht aus sich selbst heraus, nicht weil sie übermenschlich stark waren. Denn wirkliche Eltern, die dieses Prädikat verdienen würden, würden ihre Kinder nicht zerstören oder auf diese Weise schädigen, um Vorbild zu sein oder das Gefühl von Autorität und Stärke in ihrem Leben zu spüren.
Die Sehnsucht nach Liebe in einem Betroffenen ergibt sich aus dem von ihnen geschlagenen Defizit und wird gegen ihn verwendet, da jedes Kind von Natur aus seine Eltern lieben will und auch muss, besonders im Entwicklungsalter.
Es gilt: „Was man liebt, zerstört man nicht!“
Fazit:
Für den Kontaktabbruch und die Aufarbeitung ist es wichtig sich diese unbewussten Mechanismen bewusst zu machen. Dann wird sichtbar, wie sie durch inzestuöse Gewalt in einen betroffenen Menschen hineingebracht wurden und wem sie nützen:
Einzig und allein den TäterInnen, um ihr Opfer mundtot und, im schlimmsten Fall gefügig für weitere Übergriffe zu halten.
Sollten diese hier beschriebenen oder ähnliche Gefühle, die runterziehen, die schwer machen und das Gefühl der Aufgabe und Hilflosigkeit verbreiten, hochkommen, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, wo sie herkommen und ob sie mit dem heutigen Wissen wirklich die eigenen Gefühle sein können. Um Stabilität und Konstruktivität zu erreichen, ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, dass kein Lebewesen der Welt sich von Natur aus selbst destruktiv behandelt. Besonders dann nicht, wenn dieser Mensch, der schwere Traumatisierungen überlebt hat, nun auf dem Weg in ein besseres Leben ist.
Mögliche Fragen können sein:
Passen die momentanen Gefühle zur Realität von heute?
Entspringen sie aus dem „verletzten Kind“, also dem Trauma, und ist es sinnvoll ihnen gerade in der jetzigen Situation nachzugeben?
Bin ich noch ich selbst und kann die Situation noch kontrollieren?
Welche Möglichkeiten habe ich als heute erwachsener Mensch?
Wer trägt die Verantwortung für die Taten, aus denen meine Probleme erwachsen sind?
Wer soll der Chef in meinem heutigen Leben sein?
Wie soll meine neue positive Erfahrung aussehen und was kann ich dafür tun?
u.a.
Sich die entsprechende Hilfe zu holen, wenn es in der inneren Abgrenzung schwierig wird, ist von großer Bedeutung, um handlungsfähig zu bleiben. Da dies ein Prozess ist, der viel Verständnis und Geduld vor allem für sich selbst erfordert und allein zu Irritationen führen kann, ist Austausch mit einer erfahrenen Person zur Motivation und Stabilisierung wichtig.
Das traumatisierte Kind
Es ist wichtig die Gefühle des traumatisierten Kindes zuzulassen, um zu sehen, was in einem passiert und damit die Möglichkeit der Entscheidung zu haben sich zu schützen bzw. die nötigen Schutzmechanismen wieder zu entwickeln. Dies meint einen in der Gegenwart alltagstauglichen Umgang mit Triggern und den nicht planbaren auftauchenden Gefühlswelten aus der Vergangenheit zu bekommen, um möglichst jederzeit bewusst und handlungsfähig zu bleiben.
Die Gefahr erneut Opfer zu werden oder weiterhin in Abhängigkeiten zu leben, liegt darin, dass der Betroffene aus dem Trauma reagiert und nicht aus dem heute erwachsenen Menschen.
Selbst wenn das Gefühl einem oft etwas anderes vorgaukelt oder auch die TäterInnen einen weiterhin in der Opferrolle gefangen halten wollen, so ist ein erwachsener Mensch, selbst wenn er akut zum Opfer gemacht wird, immer noch ein erwachsener Mensch. Er kann nur im Trauma gefangen gehalten werden, solange er nicht die entsprechende Unterstützung im Glauben an sich selbst hat. Als ein heute Erwachsener mit weitaus anderen Möglichkeiten als denen, die dem inneren, traumatisierten Kind zur Verfügung stehen. Die ganze Dauer- und Retraumatisierung funktioniert nur, weil alle Folgetraumata auf dem ersten Trauma basieren, welches noch nicht ausreichend bearbeitet werden konnte. Durch die passende Hilfe und die Erkenntnis kann dem Betroffenen bewusstwerden, dass er erwachsen ist und nicht mehr aus dem Trauma handeln oder sich zu irgendetwas zwingen lassen muss.
Wenn nicht sicher ist, wer von der Familie oder des näheren Umfeldes Kontakte zu dem Täter oder der Täterinnen hat oder eventuell nicht vertrauenswürdig sein kann, dann sucht als Erstes Hilfe und Unterstützung in einer passenden Hilfsorganisation. Sich selbst und seinen Weg zu schützen steht an erster Stelle, so dass ein Risiko der Verunsicherung und Manipulation unbedingt vermieden werden sollte.
Vertrauen in sich selbst ist das größte Gut und es gibt keinen Zweifel daran, dass es da ist, denn alles, was ein entwicklungstraumatisierter Mensch, der die Familie als Tatort von sexualisierter Gewalt überlebt hat, bis hierher gemacht hat, zeugt von Selbstvertrauen. Selbst die kräftezehrenden Umwege, die der Situation geschuldet waren, dienten einzig und allein dem Überleben.
Eine der wichtigsten Fragen:
Wer ist stärker als derjenige, der solch eine Hölle wie sexualisierte Gewalt innerhalb der Familie, in der Kindheit und Jugend, vielleicht sogar bis ins Erwachsenenalter, nicht nur überlebt hat, sondern auch noch aufarbeitet, um nie wieder Opfer zu sein und schon gar nicht TäterIn zu werden?
Glauben Sie an sich, so wie immer.
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